Politik

Sechste Nationale Impfkonferenz: Hamburg und Schleswig-Holstein für Impfpflicht

  • Donnerstag, 23. Mai 2019
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Hamburg – Hamburg und Schleswig-Holstein befürworten eine Impfpflicht gegen Masern. Gleichzeitig wollen die Bundesländer mehr niedrigschwellige Angebote schaffen, um die Impfraten auch gegen andere Erkrankungen zu erhöhen.

„Die Erfolge des Impfens können nur langfristig Bestand haben, wenn die Impfquoten weiterhin auf hohem Niveau bleiben. Da wir immer noch keine Immunisierung von 95 Prozent der Bevölkerung geschafft haben, ist es deshalb richtig, dass der Bundesge­setz­geber eine Impfpflicht gegen Masern bundeseinheitlich regeln will“, sagte Ham­burgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) anlässlich der sechsten Natio­nalen Impfkonferenz. Sie findet heute und morgen in Hamburg statt. „Parallel dazu ist es notwendig, Aufklärung zu betreiben und Impfungen niedrigschwellig anzubieten“, betonte Prüfer-Storcks.

„Die Weltgesundheitsorganisation hat die Vermeidung oder Verzögerung von Impfun­gen zu einer der größten globalen Gesundheitsbedrohungen erklärt. Gemeinsames Ziel ist, dass so viele Menschen wie möglich ihren Beitrag zum Eigen- und Gemein­schaftsschutz leisten, daher befürworte ich eine Impfpflicht gegen Masern“, sagte Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP). Prüfer-Storcks und Garg kündigten an, Impfungen unter anderem durch den öffentlichen Gesundheits­dienst und durch Betriebsärzte zu intensivieren.

Kritisch gegenüber einer Masernimpfpflicht äußerten sich dagegen Fachleute des Robert-Koch-Instituts (RKI). „Es gibt gute Gründe dafür und dagegen““, sagte der Leiter des Fachgebiets Impfprävention beim RKI, Ole Wichmann. So wären 2017 deutschland­weit 97 Prozent der Schulanfänger einmal gegen Masern geimpft gewesen. Die zweite Impfung hatten 93 Prozent der Kinder. Frankreich oder Italien hätten trotz Impfpflicht niedrigere Quoten, sagte Wichmann.

Der Leiter der Ständigen Impfkommission beim RKI, Thomas Mertens, forderte eine wissenschaftliche Begleitung der Impfpflicht. „Alle Institutionen müssen sehen, welche positiven und unter Umständen negativen Auswirkungen die Impfpflicht haben wird“, sagte er.

Die diesjährige Nationale Impfkonferenz steht unter dem Motto „Impfstrategien im Kontext internationaler Herausforderungen“. Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin unterstrich die Bedeutung eines globalen Ansatzes für die Bekämpfung von Infektionskrankheiten.

„Erreger gelangen heute schnell von einem Ort zum anderen und machen nicht an Länder-Grenzen halt“, sagte der Generalsekretär der Akademie, Hans-Iko Huppertz. Kinder mit ihrem noch im Aufbau begriffenen Abwehrsystem seien häufig die ersten Opfer alter und neuer Epidemien. „Deshalb muss die Impfstoffforschung  weiter inten­siviert werden und bestehende Impfkonzepte sollten ständig hinterfragt, angepasst und ausgebaut werden“, betonte er.

Mit einem gemeinsamen Appell richteten sich Ärzte- und Apothekerschaft in Nordrhein an die Bevölkerung. „Impfen gehört zum Besten, was je für die Gesundheit entwickelt wurde. Denn wer erfolgreich geimpft ist, wird erst gar nicht krank und trägt zugleich zum Schutz der Menschen in seiner Umgebung bei“, erklärten die Ärzte- und die Apothekerkammer Nordrhein heute in Düsseldorf.

hil

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