Serviceroboter besteht Praxistest in Mannheimer Klinik und Pflegeeinrichtungen

Mannheim – Zu wenig Personal für zu viele pflegebedürftige Patienten oder Bewohner – das Fraunhofer IPA schickt einen intelligenten Pflegewagen sowie einen robotischen Serviceassistenten, um Pflegepersonal zu entlasten. Die modernen Pflegehilfsmittel sollen den Pflegeberuf attraktiver machen und für eine bessere Pflegequalität auch unter schwierigen Bedingungen sorgen.
Die im Projekt SeRoDi (Servicerobotik für personenbezogene Dienstleistungen) entwickelten Serviceroboter waren in drei Mannheimer Einrichtungen in mehrwöchigen Testphasen im Einsatz: dem Universitätsklinikum sowie dem Seniorenzentrum Waldhof und dem Ida-Scipio-Heim. Mittelfristig sollen die weiterentwickelten Prototypen mit interessierten Firmen zur Serienreife gebracht werden.
Intelligenter Pflegewagen kommt auf Knopfdruck
Um dem Pflegepersonal Laufwege zu ersparen sowie den Aufwand für die manuelle Dokumentation verbrauchten Materials zu reduzieren, hat das Fraunhofer IPA zusammen mit der Firma MLR den intelligenten Pflegewagen entwickelt. Die Pflegekraft bestellt ihn per Smartphone zum Einsatzort und er navigiert selbstständig dort hin – notfalls nutzt er auch den Fahrstuhl. Der Pflegewagen erkennt und dokumentiert das entnommene Material. Geht ein Pflegeutensil zur Neige oder wird die Akkuleistung knapp, fährt der Pflegewagen nach Freigabe durch das Pflegepersonal selbstständig ins Lager oder an die Ladestation.
Während der Roboter in den Altenpflegeeinrichtungen vom Pflegepersonal mit Wäscheutensilien befüllt wurde, war der im Universitätsklinikum eingesetzte Wagen bereits in umfangreichere logistische Prozesse der Klinik eingebunden. Die Modulkörbe mit den Verbandsmaterialien wurden dabei in der zentralen Krankenhauslogistik befüllt und auf die Stationen geliefert, sodass das Pflegepersonal leere Modulkörbe nur noch durch fertig gepackte ersetze, nicht aber alle Utensilien selbst zusammenstellen musste. Um den Aufwand für das Personal weiter zu reduzieren, arbeitet das Fraunhofer IPA aktuell an einer Lösung, den Modulkorbwechsel ebenfalls zu automatisieren.
Eine Roboterfahrspur ist besser als zwei
Die durchgeführten Praxistests ergaben, dass für eine gute Fahrkurserstellung ein umfangreiches Verständnis der hausinternen Abläufe notwendig ist. Nur so konnte sichergestellt werden, dass Zielpositionen nicht blockiert sind. Gleichzeitig zeigten die ersten Tests, dass ein Fahrweg auf dem Flur für beide Richtungen vorteilhafter war als getrennte Fahrwege, weil dann auf den engen Fluren weniger Raum freizuhalten war. Für die Bewohner und das Personal war dadurch klarer, wo der Roboter fährt. Gleichzeitig stellte die Beschränkung auf eine Spur sicher, dass der Roboter keine größeren Umwege fuhr.
Roboter spart Zeit und Laufwege
Im Rahmen der Praxisevaluierungen bestätigten die beteiligten Pflegekräfte, dass der intelligente Pflegewagen durch die Reduktion der Laufwege und der damit verbundenen Zeitersparnis einen Gewinn in ihrem Arbeitsalltag darstellen kann. Gleichzeitig ergibt sich durch die schnellere Versorgung ohne Unterbrechungen, um fehlende Materialien zu holen, auch ein Qualitätsgewinn für Patienten und Bewohner. Die Bedienung des Pflegewagens über Smartphone und Touchscreen beschrieben die Pflegekräfte als unkompliziert. Neben dem Pflegepersonal brachten auch die Bewohner und Patienten und deren Angehörige der neuen Technologie großes Interesse entgegen.

Robotischer Serviceassistent serviert Bewohnern Getränke
Neben dem Pflegewagen ist auch der robotische Serviceassistent ein Ergebnis des SeRoDi-Projekts. Der mobile Roboter kann mit bis zu 28 Getränken oder Snacks befüllt werden und diese Patienten oder Bewohnern anbieten. Durch regelmäßige Erinnerungen soll der Roboter die Flüssigkeitsaufnahme der Bewohner steigern. Zugleich kann der Robotereinsatz auch die Selbstständigkeit der Pflegebedürftigen fördern.
Im Mannheimer Seniorenzentrum Waldhof, in dem der robotische Serviceassistent in einem Aufenthaltsraum eine Woche lang getestet wurde, war dieser eine willkommene Abwechslung und viele Bewohner waren neugierig und interessiert. Die Interaktion mit den Bewohnern verlief in den meisten Fällen erfolgreich. Lediglich der Bestellvorgang erforderte manchmal noch etwas Hilfestellung beim Bedienen des Touchscreens. Die Sprachausgabe des Roboters kam besonders gut an und motivierte die Bewohner sogar, sich mit dem Roboter zu unterhalten.
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