Smartphone-App soll Mangel an Hautärzten auf dem Land lindern
Schwerin – Eine Smartphone-App soll den Mangel an Hautärzten in dünn besiedelten Gegenden lindern. Sie soll in den nächsten drei Jahren in Mecklenburg-Vorpommern erprobt werden. Rund 100 Hausärzte, 20 Dermatologen, 10 Notfallambulanzen und die Hautklinik des Universitätsklinikums Greifswald seien beteiligt, sagte Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) heute in Schwerin bei der Vorstellung des Projektes „Teledermatologie“.
Dabei könnten Notfallambulanzen und Hausärzte die Hautprobleme bei ihren Patienten mit dem Smartphone fotografieren und über die App den beteiligten Experten übermitteln. Diese geben dann Empfehlungen für die Behandlung. Damit könnten den Patienten lange Wege zum und Wartezeiten auf einen Termin beim Dermatologen erspart werden, hieß es. Die Reaktionszeit der Experten soll in Notfällen wenige Minuten und im Normalfall ein bis zwei Tage betragen, sagte der Direktor der Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten der Universitätsmedizin Greifswald, Michael Jünger.
Das Projekt startet im April. Zunächst soll die bereits vorhandene „Derma-App“ der Uniklinik für die neue, erweiterte Nutzung weiterentwickelt werden. Seit sieben Jahren schon werde die App in Greifswald für die Nachsorge von Patienten genutzt, berichtete Jünger. Auch nutzten die Ärzte in der Notaufnahme der Uniklinik diesen Weg, um den Dermatologen Fotos unklarer Hautbilder mit der Bitte um Begutachtung zu übermitteln. Ab September soll der erste Patient darüber betreut werden.
Geführt wird das Telemedizin-Projekt von der Techniker Krankenkasse (TK). Sie hat dafür Fördergeld aus dem Innovationsfonds des Bundes erhalten, wie die Leiterin der TK-Landesvertretung, Manon Austenat-Wied, sagte. Hintergrund sei, dass bereits heute eine flächendeckende dermatologische Versorgung von Patienten in Mecklenburg-Vorpommern nicht mehr sichergestellt sei. „Wartezeiten für Termine von mehreren Monaten sind mittlerweile üblich.“
Landesweit gibt es nach ihren Angaben rund 60 niedergelassene Hautärzte für die 1,6 Millionen Einwohner. Sie konzentrierten sich vor allem in den Städten, wie Rostock, Greifswald und Schwerin. Gleichzeitig fehlten Dermatologen in ländlichen Gebieten des Landes, insbesondere im Osten und Süden. Ziel sei es, die App im Falle des Erfolgs dauerhaft in die Regelversorgung zu übernehmen.
Die Deutsche Dermatologischen Gesellschaft (DDG) begrüßt den Vorstoß. Man unterstütze alle innovativen evidenzbasierten Versorgungsmodelle, die die qualitätsgesicherte dermatologische Versorgung von Patienten mit Hautkrankheiten verbesserten, hieß es von der Fachgesellschaft auf Nachfrage des Deutschen Ärzteblattes. Die Teledermatologie könne zumal in ländlichen, dermatologisch unterversorgten Gebieten einen sinnvollen Beitrag zur Versorgung leisten. „Ob sie einen Beitrag zur Milderung des zunehmenden Facharztmangels in der Dermatologie leisten kann, bleibt allerdings abzuwarten, da auch teledermatologische Leistungen knappe Facharztkapazitäten binden“, sagte Peter Elsner, Mitglied des DDG-Präsidiums.
Gesundheitsminister Glawe brachte auch andere medizinische Fachrichtungen für die App-Nutzung ins Gespräch, zum Beispiel die Augenheilkunde. „Damit wird also keine Insellösung geschaffen, sondern ein übertragbares Konzept“, sagte er. Auch für andere dünn besiedelte Regionen könne es von großem Interesse sein.
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