Ärzteschaft

Sorgen über mögliche Kürzung bei Suizidprävention

  • Mittwoch, 17. Januar 2024
/Photographee.eu, stock.adobe.com
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Berlin – Die Bundesärztekammer (BÄK) zeigt sich besorgt über mögliche Kürzungen im Bundeshaushalt bei Mitteln für die Suizidprävention.

Sie werde im Entwurf für den Bundeshaushalt 2024 offenbar nicht ausreichend berücksichtigt, beklagte BÄK-Präsident Klaus Reinhardt heute in Berlin. „Im Gegenteil scheint nicht einmal gewährleistet, dass die bishe­rigen Akteure und Strukturen vollständig erhalten bleiben.“

Für die Erarbeitung eines Suizidpräventionsgesetzes hatte ein breites fachliches Bündnis unter Beteiligung der Bundesärztekammer bereits im Jahr 2022 Empfehlungen gegeben.

Reinhardt erinnerte an den fraktionsübergreifenden Bundestagsbeschluss vom Juli des vergangenen Jahres zur besseren finanziellen Unterstützung von Präventionsangeboten und der angekündigten Strategie zum Ausbau der Vorsorge.

„Dazu ist nicht nur ein viel intensiverer Austausch mit der Ärzteschaft und den weiteren Akteuren der Suizid­prävention erforderlich, als wir ihn bisher erlebt haben. Es bedarf auch ausreichender finanzieller Mittel, denn ansonsten läuft die beste Strategie ins Leere“, betonte Reinhardt.

Er verwies darauf, dass sich in Deutschland statistisch etwa alle sechzig Minuten ein Mensch das Leben nehme. Die Zahl der Suizid­versuche liege zehn- bis zwanzigmal höher. Allein diese Zahlen, die zuletzt wieder angestiegen seien, begründe die Notwendigkeit größerer Anstrengungen in der Suizidprävention.

Der BÄK-Präsident erinnerte auch an die Debatte über eine rechtliche Regelung der Suizidhilfe. „Eine solche Regelung ist notwendig, um den aktuellen, ungeordneten Zustand zu beenden“, sagte Reinhardt.

Die Regelung müsse aber mit einer vorherigen Stärkung der Suizidprävention verbunden werden. Nur so werde man dem Selbstbestimmungsrecht und dem Schutzinteresse der Betroffenen gleichermaßen gerecht.

„Auch deswegen darf 2024 nicht zum verlorenen Jahr für die Suizidprävention in Deutschland werden. Der Deutsche Bundestag hat es als Haushaltsgesetzgeber in der Hand, das zu verhindern“, so der Appell.

In Deutschland sterben nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im Schnitt täglich mehr als 25 Men­schen an einem Suizid. Demnach lag die Zahl der Suizide 2022 erstmals seit acht Jahren wieder über 10.000. Damit sterben mehr Menschen durch Selbsttötung als durch Verkehrsunfälle, Mord, AIDS/HIV und illegale Drogen zusammengenommen.

kna/EB

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