Politik

Sorgen wegen Personalausfällen an Krankenhäusern

  • Dienstag, 5. Juli 2022
/picture-alliance, Sven Simon, Frank Hoermann
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Berlin – Der zunehmende Ausfall von Personal in den Krankenhäusern durch die Coronasommerwelle lässt bei den Einrichtungen und den Medizinern die Besorgnis wachsen.

„Aus allen Bundesländern erreichen uns Meldungen, dass einzelne Stationen und Abteilungen auch wegen Personalmangel abgemeldet werden müssen“, sagte der Vorstandschef der Deutschen Krankenhausgesell­schaft (DKG), Gerald Gaß, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Zeitweise würden auch Notaufnahmen bei den Rettungsleitstellen abgemeldet. „Diese Situation besorgt uns erheblich mit Blick auf den bevorstehenden Herbst.“

Die Infektionszahlen sind in den vergangenen Wochen stark gestiegen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) gab heute die offizielle Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen mit 687,7 an.

Am Vortag hatte der Wert bei 650,7 gelegen (Vorwoche: 635,8; Vormonat: 257,6). Experten schätzen die tat­sächliche Zahl etwa doppelt so hoch, weil viele Infizierte keinen PCR-Test mehr machen und damit nicht erfasst werden.

Der wissenschaftliche Leiter des Intensivbettenregisters, Christian Karagiannidis, sagte der Rheinischen Post: „Die Intensivbelegung steigt zwar nur moderat, allerdings ist die Belegung für einen Sommer relativ hoch, und die zur Verfügung stehenden Betten werden auf Grund des Personalmangels immer weniger.“

Daher sei jetzt die Zeit zu nutzen, um Kapazitäten optimal zu verteilen. „Hierzu gehören regionale Netzwerke zur bestmöglichen Patientenverteilung nach Versorgungsstufe. Kooperation, aber auch Entlastung des Perso­nals wird in diesem Herbst und Winter das Gebot der Stunde“, sagte Karagiannidis, der auch im Expertenrat der Bundesregierung sitzt.

Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen rief angesichts gestiegener Infektionszahlen dazu auf, in Innenräumen Masken zu tragen. Dass dies vielfach nicht der Fall sei, mache es dem Virus „superleicht“, sagte Dahmen im ARD-„Morgenmagazin“ heute.

Der Grünen-Politiker betonte, jeder kenne in seinem Umfeld aktuell Menschen, die erkrankt seien. Man sehe, dass viel Personal in Krankenhäusern fehle. Auch sei mancher Sommerurlaub in Gefahr, weil etwa Be­schäftigte bei Fluggesellschaften ausfielen.

Dahmen forderte ferner eine Kampagne im Sommer für zweite Auffrisch­impfungen. Diese sollten nicht nur bei über 70-Jährigen, sondern auch flächendeckend bei Menschen über 60 Jahren und mit Vorerkrankungen vorgenommen werden. Auch sollte geprüft werden, ob nicht alle Erwachsenen diese vierte Impfung erhalten sollten, um mit „frischem Impfschutz“ besser im Herbst geschützt zu sein als in den vergangenen Jahren.

Die Chefin der Bildungsgewerkschaft GEW, Maike Finnern, forderte Rechtsgrund­lagen für Masken- und Test­pflichten, um Schulschließungen im Herbst zu vermeiden. „Dazu gehört die Möglichkeit einer Maskenpflicht, wenn die Infektionszahlen weiter stark steigen. Dazu gehört aber auch die Möglichkeit, bei hohen 7-Tage-Inzidenzen wieder regelmäßige Tests in den Bildungsein­richtungen einzuführen“, sagte sie dem RND. Man müsse alles dafür tun, erneute Schul- und Kitaschließungen zu verhindern.

Der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, erwartet bei hohem Infektions­geschehen wieder Schließungen einzelner Lerngruppen oder Schulen, wie er dem RND sagte. Beckmann for­derte daher, dass alle Schulen digital so ausgestattet sind, dass Schülerinnen und Schüler auch bei notwen­digem Distanzunterricht digital erreichbar sind.

Im Streit über die Abrechnung der sogenannten Bürgertests haben sich Bundesgesundheitsminister Karl Lau­terbach (SPD) und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) geeinigt. Das teilten beide gestern Abend nach Gesprächen mit.

An den neuen Regeln zu den Bürgertests ändere sich nichts. Die Bürgertests sind seit dem vergangenen Donnerstag nur noch für bestimmte Risikogruppen und Anlässe kostenlos. In vielen anderen Fällen wird eine Zuzahlung von drei Euro fällig.

dpa

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