Startschuss für Paralympische Spiele in Paris, Ruf nach mehr Inklusion im Alltagssport

Berlin/Paris – Heute Abend sollen die 17. Paralympischen Sommerspiele in Paris mit einer großen Eröffnungsfeier zelebriert werden. Mit dabei sind 143 deutsche Athleten (78 Athleten und 65 Athletinnen) sowie fünf Guides, die in 18 von 22 Sportarten um Medaillen und gute Platzierungen kämpfen.
Damit ist das „Team D Paralympics“ um neun Athleten größer als noch vor drei Jahren in Tokio. Begleitet wird die Mannschaft zudem von mehr als 130 weiteren Personen aus dem Funktionsteam, darunter Trainer, Ärzte und Betreuer.
Gewachsen ist die Anzahl an Debütanten im diesjährigen Paralympics-Kader. 57 Neulinge werden im Aufgebot dabei sein, um in der französischen Hauptstadt erstmals paralympische Luft zu schnuppern – bei den Spielen 2021 waren es 43. Für 86 Athleten ist es mindestens die zweite Teilnahme an paralympischen Sommerspielen.
Mehr als die Hälfte (44 Athleten) hat dabei schon mindestens eine Medaille gewonnen. Insgesamt vereint der Kader 120 paralympische Medaillen auf sich (39x Gold, 47x Silber, 34x Bronze). Hinzukommen jeweils 20 aktuelle Welt- und Europameister sowie zwölf Paralympics-Sieger, die in Frankreich darauf brennen werden, wieder den Titel zu holen.
Mit Markus Rehm (Para Leichtathletik), Annika Zeyen-Giles (Para Radsport), Taliso Engel (Para Schwimmen), Elena Semechin (Para Schwimmen), Natascha Hiltrop (Para Sportschießen), Valentin Baus (Para Tischtennis) und Martin Schulz (Para Triathlon) gibt es gleich sieben Sportlerinnen und Sportler, die derzeit alle Titel auf sich vereinen und gleichzeitig Weltmeister, Europameister und Paralympics-Sieger sind.
Michael Teuber (Para Radsport) ist nicht nur der Athlet mit den meisten Goldmedaillen und Teilnahmen, er ist mit seinen 56 Jahren auch gleichzeitig der älteste männliche Sportler im Kader. Der jüngste Athlet ist Philip Hebmüller mit 17 Jahren. Die jüngste Teilnehmerin kommt mit Johanna Döhler ebenfalls aus dem Schwimmteam und ist 14 Jahre alt und somit 55 Jahre jünger als Heidemarie Dresing (Para Dressursport), die mit 69 Jahren die älteste Athletin im Aufgebot ist.
Die Paralympischen Spiele feiern in Paris ihre Primetime-Premiere – am 4. und 6. September heißt es nach der Tagesschau in der ARD um 20.15 Uhr: Paralympics live. Die heutige Eröffnungsfeier wird im ZDF übertragen.
Insgesamt sind in Paris 182 Nationen dabei. Erstmals nehmen auch der Kosovo, Eritrea und Kiribati, ein Inselstaat im Pazifik, teil. Hinzu kommt das Flüchtlingsteam. Rund zwei Millionen Tickets sind bereits verkauft worden. Rund 500.000 Karten sind noch im freien Verkauf. 1,5 Millionen Euro investierte die französische Regierung landesweit rund um das Thema Inklusion und Zugänglichkeit.
Barrieren absenken
Zum Start der Paralympics fordert der Sozialverband VdK, die Hürden für Menschen mit Behinderung auch im alltäglichen Sport zu senken. Der VdK, der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und der Deutsche Behindertensportverband (DBS) haben daher eine gemeinsame Initiative ins Leben gerufen, um Barrieren für Sportler mit Behinderung abzubauen und eine bessere Versorgung mit geeigneten Hilfsmitteln zu gewährleisten.
„Wer eine Beeinträchtigung hat, kann teils nicht im Verein, im Fitnessstudio oder beim Schulsport teilnehmen – sei es, weil die Sportstätte nicht barrierefrei ist oder keine passenden Hilfsmittel vorhanden sind“, erklärte VdK-Präsidentin Verena Bentele. Inklusion in Vereinen müsse einen höheren Stellenwert bekommen, damit Menschen mit Behinderung problemlos Sport treiben können.
„Sport sollte im Alltag jeder treiben können. Dafür müssen wir uns über die Paralympics hinaus einsetzen“, so Bentele, selbst zwölfmalige Paralympics-Siegerin und Vizepräsidentin des DOSB. Sport bedeute Teilhabe, verbinde Menschen und fördere das Wohlbefinden und die Gesundheit. Umso bedauerlicher sei es, „dass viele Menschen mit Behinderung nach wie vor vom gemeinsamen Sporttreiben ausgeschlossen sind“.
Aber nicht nur im Sport sei Teilhabe wichtig, ergänzte die VdK-Chefin. Der Sozialverband setze sich daher für mehr Barrierefreiheit und einen wirksamen Diskriminierungsschutz von Menschen mit Behinderung im gesamten öffentlichen Raum ein. Mit Spannung erwarte sie die angekündigte Reform des Behindertengleichstellungsgesetzes, so Bentele weiter. Die Politik müsse hier zu einer Einigung kommen.
Aus Sicht des VdK müssen private Anbieter von Gütern und Dienstleistungen zu mehr Barrierefreiheit verpflichtet werden. Denn nicht nur die paralympischen Athleten wollten zum Beispiel „unkompliziert in Sportartikelgeschäften einkaufen, Praxisräume von Physiotherapeuten und Ärztinnen ungehindert besuchen oder in barrierefreien Restaurants und Bars ihre Erfolge von Paris feiern können“.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: