Ärzteschaft

Stiftung Auge will ophthalmologisches Versorgungsdefizit in Seniorenheimen beheben

  • Freitag, 31. Mai 2019
In deutschen Pflegeheimen hat rund die Hälfte der Bewohner Sehprobleme. Das zeigt die Studie OVIS (Ophthalmologische Versorgung in Seniorenheimen) der Stiftung Auge. /britta60, stock.adobe.com
In deutschen Pflegeheimen hat rund die Hälfte der Bewohner Sehprobleme. Das zeigt die Studie OVIS (Ophthalmologische Versorgung in Seniorenheimen) der Stiftung Auge. /britta60, stock.adobe.com

Berlin – In Pflege- und Seniorenheimen gibt es einen erheblichen Nachholbedarf hin­sichtlich der augenärztlichen Versorgung. Zu diesem Schluss kam bereits 2016 eine Studie OVIS (Ophthalmologische Versorgung in Seniorenheimen) der Stiftung Auge. Diese Woche präsentierte die Stiftung einen Maßnahmenkatalog, um den entdeckten Defiziten entgegen zu wirken.

An erster Stelle fordert die Stiftung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG), augenärztliche Befunde und Empfehlungen vor dem Einzug in Alten- und Pfle­geeinrichtungen standardisiert zu dokumentieren. Denn durchschnittlich liegt der letzte Besuch beim Augenarzt laut OVIS bereits vier Jahre zurück.

Damit das Pflegepersonal Veränderungen im Verhalten der Senioren, die auf Augen­leiden hindeuten, besser erkennen, müsse zudem die Pflegeausbildung und -fortbil­dung angepasst werden, heißt es im Maßnahmenkatalog.

Das zentrale Problem stellt jedoch der Transport zum Augenarzt dar, den jeder zweite Befragte Heimbewohner als „größte Hürde“ angab. Da der Besuch beim Augenarzt keine pflegerische Maßnahme sei, sondern unter den Bereich Krankenversorgung falle, müsse die Finanzierung über die Krankenversicherungen geregelt werden, schlussfolgert die Stiftung Auge.

„Es kann nicht sein, dass jemand sehbehindert wird oder erblindet, weil es am Trans­port scheitert“, sagte Frank Holz, Vorsitzender der Stiftung Auge. Immobilen Patienten müsse hingegen die Augenmedizin in das Seniorenheim gebracht werden.

Im Austausch mit verschiedenen Stakeholdern aus dem Gesundheitswesen sei man zu dem Schluss gekommen, dass einfache Screeninguntersuchungen, wie etwa Seh­tests, auch delegiert werden könnten, so der Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn. „Es muss dann aber die Infrastruktur in den Heimen vorhanden sein.“

Die Kosten müssten die Krankenkassen tragen. Im Maßnahmenkatalog schlägt die Stiftung Auge vor, eine spezifische Abrechnungsziffer für diese Basisuntersuchung zu vereinbaren.

Augenoptiker könnten beim Screening unterstützen

Die Stiftung Auge kann sich auch vorstellen, dass Augenoptiker beim Screening unter­stützen, sofern hierfür klare Spielregeln für die Vergütung geschaffen werden, betonte Peter Heinz, Facharzt für Augenheilkunde in Schlüsselfeld.

„Der Brillenverkauf darf dabei nicht im Vordergrund stehen.“ Es gebe auch schon entsprechende regionale Verbünde. Ob sich diese langfrsitig als erfolgreich erweisen, bliebe abzuwarten, so Heinz.

Bereits Ende 2017 hatte die Stiftung Auge das Problem an einem runden Tisch disku­tiert, an dem auch Kostenträger beteiligt waren. „Das Problem wird gesehen und uns wurde signalisiert, dass man daran arbeiten wolle“, berichtete Holz.

Konkrete Schritte seien seitdem aber nicht erfolgt. „Die Mühlen mahlen langsam. Der Druck muss jetzt erhöht werden, damit die Kostenerstattung stattfindet.“

Zwar liegen keine seriösen Kalkulationen zum Kostenumfang vor. Aus anderen Län­dern gäbe es aber Hinweise, dass die Kosten nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“ sein könnten, wenn man dadurch Stürze, Knochenbrüche und andere Folgeprobleme verhindern würde.

Vergleichbare Defizite wie in Pflegeheimen vermutet Holz im Bereich der häuslichen Pflege. Dieser Bereich wurde in Studien aber noch nicht umfassend untersucht.

gie

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