Strafvollzug erprobt Telemedizin

Chemnitz – Das Chemnitzer Frauengefängnis für Sachsen und Thüringen setzt bei der medizinischen Versorgung auch auf Telemedizin. Seit Mai habe es in dem Pilotprojekt rund 300 Behandlungen per Videosprechstunde gegeben, informierte das Justizministerium heute bei einer Präsentation hinter Gefängnismauern.
Angeboten werden allgemeinmedizinische, dermatologische und psychiatrische Sprechstunden – rund um die Uhr und auch am Wochenende. In der Justizvollzugsanstalt (JVA) sitzen derzeit 209 Frauen ein.
„Das ist eine sehr große Erleichterung“, erläuterte Patrick Grams vom medizinischen Dienst. Dadurch entfielen aufwendige Fahren in externe Praxen und Krankenhäuser.
Auch könnten leicht Dolmetscher zugeschaltet werden. Den eigenen Anstaltsarzt könne das Angebot nicht ersetzen, wohl aber ergänzen. Bei Untersuchungen stehen er und sein Team den Häftlingen zur Seite und bedienen spezielle elektronische Geräte wie ein digitales Stethoskop.
Grundsätzlich stehen Gefangenen laut Justizministerium dieselben medizinischen Leistungen zu wie Menschen draußen. Allerdings spüren den Angaben zufolge auch die Haftanstalten den Fachkräftemangel.
Neben dem Frauengefängnis in Chemnitz wird die Telemedizin derzeit in der JVA Torgau erprobt. Die Kosten wurden für zwei Jahre auf rund 654.000 Euro beziffert.
Am Ende ist eine Evaluation geplant. Falle die positiv aus, sehe sie gute Chancen, Telemedizin auch auf andere Vollzugsanstalten auszuweiten, sagte Sachsens Justizministerin Katja Meier (Bündnis 90/Grüne).
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