Ärzteschaft

Strategiewechsel in Pandemie: Fachgesellschaften fordern Kommunikation ein

  • Mittwoch, 16. Februar 2022

Berlin – Eine Kommunikation der aktuellen Strategie der Pandemiebekämpfung fordern Wissenschaftler und Fachleute aus verschiedenen medizinischen Bereichen von den verantwortlichen Politikern ein.

Die Dynamik der Omikron-Welle erfordere einen Strategiewechsel weg von einer umfassenden Eindäm­mungspolitik hin zu einem sehr viel gezielteren Schutz der Risikogruppen, welchen Politik und öffent­licher Gesundheitsdienst derzeit „notwendigerweise“ auch tatsächlich vollzögen.

Doch dies müsse von klarer und sachlicher Kommunikation begleitet sein, um die Bevölkerung nicht zu verunsichern, betonten die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI), die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH), die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie (DGPK) sowie der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in einer gemeinsamen Erklärung.

Der Bevölkerung müsse erklärt werden, dass die Konzentration der Schutzmaßnahmen und der verstärk­ten Impfkampagnen auf Risikogruppen primär der Verhinderung schwerer Krankheitsverläufe, insbeson­dere in Risikogruppen, und letztlich auch der Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur dient.

Ange­sichts einer sich rasch verbreitenden, aber weniger virulenten Virusvariante bei zudem breiten Impf­schutz in der Bevölkerung, den man in Deutschland trotz aller Impflücken auch bei Älteren habe, bringe dies keine unkontrollierbaren Gefahren mit sich. All dies bedeute einen grundlegenden Kurswechsel, der „politischer Führung, Erklärung und sachlicher Einordnung“ bedürfe.

Es gehe nicht mehr um eine „nunmehr vollkommen illusorische Verhinderung jeder Infektion“, sondern um den gezielten Schutz vor schwerer Erkrankung. Umfassende Kontaktnachverfolgung und Quarantä­neanordnungen seien angesichts der Dynamik der Welle nicht mehr möglich und würden zudem die Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur gefährden.

Eine Priorisierung der begrenzten PCR-Testkapazitäten für Risikobereiche, etwa Krankenhäuser und Pfle­geeinrichtungen, sei dringend erforderlich und bedinge auch eine Beendigung anlassloser Massen­tests, insbesondere in Schulen und Kitas, da sie „keinen erkennbaren Beitrag zur Eindämmung der Pandemie“ leisten würden.

Den in vielen Bundesländern bereits angekündigten Verzicht auf Quarantäne in Schulen und Kitas be­wer­ten die Fachgesellschaften als ebenso richtig. Kinder und Jugendliche seien durch eine Infektion kaum gefährdet – das Auftreten von schweren Erkrankungsfällen in dieser Altersgruppe sei weiterhin gering.

Gemeinschaftseinrichtungen für Kinder seien durch die etablierten Hygienemaßnahmen ausreichend geschützt. Zudem stünde Eltern, die Angst vor einer Infektion ihrer Kinder haben, die Impfung ihrer Kinder ab dem 5. Lebensjahr nach STIKO-Vorgaben offen.

EB

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