Streit um Tarifverträge an hessischen Unikliniken

Frankfurt – „Wütend und maßlos enttäuscht“ über die hessische Landesregierung sind die Ärzte an den Universitätskliniken des Bundeslandes nach Angaben des Marburger Bundes (MB). Grund sind die offenbar stockenden Tarifverhandlungen.
„Die Ärzteschaft hat der Landesregierung angeboten, in Zeiten der Krise auf langwierige Verhandlungen zu verzichten und den erst vor kurzem abgeschlossenen Tarifvertrag für 23 Universitätskliniken in fast allen anderen Bundesländern zu übernehmen“, hieß es aus dem MB. So wäre ein bundesweit akzeptierter Kompromiss auch in Hessen zügig möglich.
Die Landesregierung lehne dies aber weiterhin ab. Während Bürger den Ärzten Applaus spendeten oder Gastronomen sich mit Essenslieferungen in die Kliniken bedankten, gewähre ihnen die Landesregierung nicht die gleichen Tarifregelungen wie in den übrigen Bundesländern, kritisierte Susanne Johna, Bundes- und Hessenvorsitzende des MB.
Eine andere Sicht der Dinge hat der Verhandlungsführer des Landes Hessen, Staatssekretär Stefan Heck: „Das Gespräch war konstruktiv und hat einmal mehr gezeigt, dass alle Beteiligten an einer raschen Lösung interessiert sind. Wir wollen so schnell wie möglich einen fairen Tarifabschluss vereinbaren und sind dabei auf einem guten Weg“, sagte er nach einer Telefonkonferenz mit dem MB in einer Presseveröffentlichung des Hessischen Ministeriums des Innern und für Sport.
Wegen der stockenden Tarifverhandlungen haben die hessischen Ärzten an den Unikliniken sich in einem Schreiben an Ministerpräsidenten Volker Bouffier gewendet. „Während mittlerweile alle anderen deutschen Universitätsklinika auf einen fairen Kompromiss zurückblicken, lässt man uns in Frankfurt, Gießen und Marburg inmitten der Krise völlig im Stich“, heißt es darin.
Die Ärzte werfen der Arbeitgeberseite eine Hinhaltetaktik vor, „wohlwissend, dass in der jetzigen Situation normale Tarifverhandlungen nicht möglich sind und dementsprechend Arbeitskampfmaßnahmen bis hin zum Streik natürlich derzeit überhaupt nicht in Frage kommen“.
Die Ärzte appellieren an Bouffier „Schaffen Sie die Voraussetzungen, damit wir uns in dieser schwierigen Zeit voll auf die Behandlung unserer Patienten konzentrieren können.“
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