Tarifverhandlungen: MB kritisiert Verzögerungstaktik etlicher Arbeitgeber
Berlin – Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund (MB) hat das Verhalten einiger Klinikbetreiber in der Corona-Pandemie kritisiert. Der Gewerkschaft zufolge nutzen etliche Arbeitgeber die aktuelle Situation der Ärzte aus, die derzeit die Patientenversorgung in den Vordergrund stellen und keinen Arbeitskampf führen können.
„Anstatt Ärzten die Verbesserungen zuzugestehen, die in mehr als 500 kommunalen Kliniken und 23 Universitätskliniken bereits gelten, werden sie von BG Kliniken, Caritas und dem Land Hessen mit Lippenbekenntnissen abgespeist“, kritisierte MB-Vorsitzende Susanne Johna.
So verweigere beispielsweise der Deutsche Caritasverband unter Berufung auf kirchliche Privilegien echte Tarifverhandlungen und blockiere im sogenannten Dritten Weg seit Monaten die Übernahme der zwischen MB und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) vereinbarten Tarifregelungen.
Stattdessen beharre die Caritas auf Ausnahmen zulasten der in ihren Einrichtungen angestellten Ärzte. „Wer sich generell Tarifverträgen verweigert und die Coronakrise zum Anlass nimmt, Verbesserungen der Arbeitsbedingungen zu verschleppen, spielt mit der Loyalität der Mitarbeiter“, warnte Johna.
Auch die BG-Kliniken spielen laut MB auf Kosten ihrer Mitarbeiter auf Zeit. So habe der Arbeitgeberverband der BG-Kliniken kurz vor Beginn der Kontaktbeschränkungen die zuvor erreichte Tarifeinigung völlig überraschend widerrufen. Trotz anderslautender Verlautbarungen stehe er seitdem für Gespräche mit dem MB nicht zur Verfügung.
Ähnlich verhalte sich auch das Land Hessen: Laut Ärztegewerkschaft verweigert es den Ärzten an den hessischen Unikliniken den Tarifstandard, der in bundesweit 23 Unikliniken bereits verwirklicht ist.
Der MB Hessen hatte der Landesregierung angeboten, in Zeiten der Krise auf langwierige Verhandlungen zu verzichten. Im Gegenzug sollte das Land den erst vor kurzem auf Bundesebene zwischen MB und der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) abgeschlossenen Tarifvertrag übernehmen.
Dies sei bis dato nicht geschehen. Inzwischen haben mehr als 1.000 Ärzte in einem Offenen Brief den hessischen Ministerpräsidenten dazu aufgefordert, dem öffentlich vorgetragenen Lob für das Engagement der Ärzte nun auch Taten folgen zu lassen.
Auch für die Ärztegewerkschaft ist das Verhalten der Arbeitgeber ein deutliches Zeichen mangelnder Wertschätzung: „Schon vor der Coronazeit wäre diese Vorgehensweise unwürdig gewesen – jetzt, in dieser Krise, ist es ein klarer Affront gegenüber den Klinikärzten“, so die MB-Chefin.
Die Forderung nach steuerfreien Bonuszahlungen für alle Beschäftigten in den Krankenhäusern müsse für alle Berufsgruppen gelten. „Schließlich tragen alle in der Patientenversorgung Beschäftigten gleichermaßen mit hohem Einsatz dazu bei, dass die Krise gemeistert wird“, unterstrich Johna.
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