Strukturveränderungen im stationären Sektor angemahnt

Berlin – Einen Umbau der Krankenhausstrukturen mahnten heute zahlreiche Akteure der Gesundheitsversorgung an. Es brauche „Mut und Kraft zur Veränderung“, sagte Tom Bschor, Leiter der Regierungskommission Krankenhaus, im Rahmen des 17. Nationalen Qualitätskongresses Gesundheit. Bestrebungen, im Zuge der kommenden Krankenhausreform den Status Quo zu sichern, müsse man entgegentreten.
Bschor zeigte sich im Hinblick auf die laufende Umsetzung der Krankenhauspläne in Nordrhein-Westfalen – die in gewisser Hinsicht als Gradmesser und Blaupause für die Reformpläne von Bund und Ländern gelten – „beunruhigt“.
Bei der Versorgungsplanung über Leistungsgruppen dürfe es keine „Verwässerung“ bezüglich einer qualitätssteigernden Strukturanpassung geben. Zielsetzung, sowohl in NRW als auch bei der Bund-Länder-Reform, müsse eine Entwicklung in Richtung weniger kleine Krankenhausstandorte, weniger Krankenhausbetten und mehr Personal pro Patient sein.
Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Ersatzkassen (vdek), betonte in diesem Zusammenhang, die Versichertengemeinschaft der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) könne finanziell weder sinkende Fallzahlen auffangen noch überkommene Strukturen weiter finanzieren. Deshalb sei es wichtig, bei der Krankenhausreform in die Umsetzung zu kommen und den Strukturwandel anzugehen.
Dem stimmte Jürgen Malzahn, Leiter der für die stationäre Versorgung zuständigen Abteilung beim AOK-Bundesverband, zu. Die geplante Reform müsse zumindest „beim Tempo eine Revolution“ sein. Sie müsse möglichst zeitnah stehen, damit klar wird, welche Krankenhausstandorte in welchem Umfang wo künftig Leistungen erbringen.
Hier sei die Bereitschaft der Bundesländer gefragt, so Elsner, Standorte und Strukturen auch und gerade über Konzentration und Reduktion zukunftsfähig aufzustellen. Diesbezüglich bestehe aber auch noch „Abholbedarf“ beim Aspekt Kommunikation in Richtung der Bürgerinnen und Bürger: Statt Ängste vor einer wegbrechenden Versorgung zu schüren, müsse klargemacht werden, dass nur eine „vernünftige Ressourcenallokation“ ebendiese Versorgung dauerhaft sichere.
Deutliche Strukturveränderungen im stationären Bereich seien zwingend notwendig, betonte auch Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung und Geschäftsführer Klinikmanagement beim Klinikkonzern Vivantes. Aus seiner Sicht sei völlig klar, dass dies auch Standortzusammenlegungen und -schließungen und somit nennenswerte Bettenreduktionen umfassen müsse.
Ohne einen solchen Prozess sei perspektivisch eine qualitativ hochwertige Versorgung nicht mehr möglich, sagte Danckert. Deshalb müssten die Krankenhäuser, auch wenn es „schmerzhaft“ sei, „raus aus der Schmollecke“.
Die bisherige Krankenhausplanung habe zu wenig Steuerung bewirkt, so die Analyse von Alexander Geissler, Professor für Management im Gesundheitswesen an der Universität St. Gallen. Im Ergebnis stünde eine geringe Leistungsorientierung, eine mangelnde Bedarfsorientierung sowie eine unzureichende Qualitätsorientierung – zudem gebe es noch immer mehr Abgrenzung als Kooperation.
Bund und Länder müssten deshalb die Reform vorantreiben, so Geissler. Mit Blick auf eine stärkere Qualitätsorientierung begrüßte er, dass die Leistungsgruppen eine zentrale Rolle im Reformkonzept spielen. Die mit den Leistungsgruppen in NRW verknüpften Qualitätskriterien könnten allerdings „nur ein Anfang“ sein. Für die Bund-Länder-Reform müssten diese deutlich erweitert werden, so seine Erwartung.
Simone Wesselmann, Bereichsleiterin Zertifizierung bei der Deutschen Krebsgesellschaft, sprach sich dafür aus, die Zertifizierungskriterien der Krebsgesellschaft für eine qualitativ hochwertige onkologische Versorgung zu nutzen und im Zuge der Krankenhausreform als Basis für Qualitätsanforderungen entsprechender Leistungsgruppen zu nutzen. Hier biete die geplante Reform eine „großartige Chance“.
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