Studie: Nach HPV-Impfung nur noch 3 Vorsorgeuntersuchungen notwendig
London – Mädchen, die an der HPV-Impfung teilnehmen, müssen im Erwachsenenalter seltener an der Vorsorgeuntersuchung auf das Zervixkarzinom teilnehmen. Nach Berechnungen im International Journal of Cancer (2017; doi: 10.1002/ijc.31094) würden 3 Termine den gleichen Nutzen erzielen wie die derzeit in England empfohlenen 12 Untersuchungen. Bei Verwendung der nonvalenten Vakzine wären sogar 2 Vorsorgeuntersuchungen ausreichend.
Der erste Impfstoff gegen HPV wurde in England 2008 eingeführt. Er wird seither allen Mädchen im Alter von 11 bis 13 Jahren empfohlen. Viele Impflinge erreichen demnächst das Alter von 25 Jahren, in dem sie erstmals eine Einladung zur Vorsorgeuntersuchung erhalten.
Nach Einschätzung von Peter Sasieni vom Wolfson Institute of Preventive Medicine in London könnten die Frauen (sofern sie alle Impftermine wahrgenommen haben) den ersten Termin verstreichen lassen. Auch die zweite Vorsorgeuntersuchung im Alter von 28 Jahren wäre unnötig. Nach den Berechnungen von Sasieni würde es völlig ausreichen, wenn die jungen Frauen im Alter von 30, 40 und 55 Jahren am Screening teilnehmen.
Die Empfehlung basiert auf einer Computersimulation zur randomisierten ARTISTIC-Studie, die Effektivität und Wirtschaftlichkeit der HPV-Impfung untersucht hat. Die Simulation geht davon aus, dass der bivalente Impfstoff 100 Prozent aller HPV16/18-Infektionen verhindert, die für etwa 70 Prozent der Zervixkarzinome verantwortlich sind. Inzwischen gibt es einen nonavalenten Impfstoff, der vor sieben weiteren HPV-Typen (31/33/45/52/58) schützt und zusätzlich zu Erkrankungen durch HPV16/18-Infektionen zwei Drittel aller Erkrankungen durch Nicht-HPV16/18-Typen verhindert.
Mädchen, die den nonavalenten Impfstoff erhalten haben, müssten künftig nur noch an 2 Vorsorgeuntersuchungen im Alter von 30 und 45 Jahren teilnehmen, schreibt Sasieni.
Sasieni hält auch die derzeit in England empfohlenen 12 Vorsorgetermine für übertrieben. Seinen Berechnungen zufolge würden für nicht geimpfte Frauen sieben Termine ausreichen.
Die Stiftung Cancer Research UK, die die Studie finanziert hat, kommentierte die Ergebnisse der Studie positiv. Ob der National Health Service die Empfehlung übernehmen wird, ist offen: Bisher hat kein größeres Land die Krebsvorsorge auf die HPV-Impfung angepasst.
Die meisten Entscheider beschäftigen sich noch mit der Integration der HPV-Tests, die heute die Pap-Zytologie ergänzt. In den Niederlanden wurde die Zahl der Vorsorgeuntersuchungen mit HPV-Tests auf 5 (im Alter von 30, 35, 40, 45 und 50) beschränkt (sofern der vorherige Test negativ ausfiel, versteht sich). Australien empfiehlt seit kurzem ein Screeningintervall von 5 Jahren für Frauen im Alter von 25 bis 74 Jahren, was 10 Lebenszeit-Screens ergibt. In Deutschland ist die Vorsorgeuntersuchung auf das Zervixkarzinom dagegen recht üppig. Frauen im Alter zwischen 20 und 35 Jahren haben Anspruch auf eine jährliche zytologische Untersuchung. Ab dem Alter von 35 Jahren soll künftig alle 3 Jahre eine Kombinationsuntersuchung aus HPV-Test und zytologischer Untersuchung angeboten werden.
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