Tele-Arzt startet in Thüringen

Erfurt – In Thüringen ist das Projekt Tele-Arzt angelaufen. Damit wollen Kassenärztliche Vereinigung Thüringen (KVT) und AOK Plus im Freistaat ein neues flächendeckendes digitales Versorgungsprojekt in Thüringen erproben. Das Projekt wird auch vom Freistaat Thüringen gefördert.
Die Idee: Nichtärztliche Praxisassistenten von Hausärzten können auf Hausbesuchen oder bei Besuchen im Pflegeheim einen Telemedizin-Rucksack nutzen. Dieser enthält mehrere als Medizinprodukte zugelassene Messgeräte, mit denen die Praxisassistenten beispielsweise Puls, Blutzucker, Gewicht, Blutdruck, Lungenvolumen und Herzfunktion erfassen und über eine sichere Datenverbindung an die Praxis übermitteln können.
Schnittstelle zum PVS
Die Übertragung erfolgt laut KV mithilfe eines Tablets über eine Schnittstelle zum Praxisinformationssystem (PVS). Sofern medizinisch erforderlich, könne der Hausarzt auch per Video zugeschaltet werden, mit dem Patienten sprechen oder das weitere Vorgehen mit der Praxisassistentin abstimmen, heißt es.
„Tele-Arzt ist ein Digitalisierungsprojekt, das genau an der richtigen Stelle ansetzt“, sagte KV-Chefin Annette Rommel. Das Projekt spare Zeit beim Patienten und in der Praxis, weil Gesundheitsdaten von Hausbesuchen direkt ins Praxisverwaltungssystem eingespeist würden. Darüber hinaus mache es digitale Technik auch für Patienten nutzbar, die selbst nicht mit ihr umgehen könnten oder wollten.
„Das neue digitale Vorhaben unterstützt die bestehenden Strukturen in Thüringen und ergänzt sie nach Bedarf. Vor allem in ländlichen Gegenden stellen wir damit die hausärztliche Versorgung sicher und entlasten gleichzeitig die Mediziner“, resümiert Rainer Striebel, Vorstandsvorsitzender der AOK Plus. Er betonte, die Hausbesuche würden mit den neuen technischen Möglichkeiten effizienter. Auch sammele man damit tiefergehende Erfahrungen im Bereich der Telemedizin. „Zukünftige Digitalisierungsprojekte werden davon profitieren“, so Striebel.
Derzeit wird das Projekt den Ärzten in Thüringen vorgestellt. Ziel ist es laut KV, dass möglichst viele Thüringer Hausärzte teilnehmen und dass die Technik in Thüringen flächendeckend eingesetzt wird. Die KV weist darauf hin, dass teilnehmende Praxen den Telemedizin-Rucksack beim Telemedizinanbieter mieten und die Hausbesuche bei der AOK Plus abrechnen können.
Einen zusätzlichen Anreiz für eine Teilnahme am Projekt Tele-Arzt setzt der Freistaat Thüringen. Die Thüringer Gesundheitsministerin Heike Werner (Die Linke) sagte, ihr Haus werde die ersten rund 150 Tele-Rucksäcke, die von Thüringer Arztpraxen gemietet werden, im Jahr 2018 mit 50 Prozent der Mietsumme fördern.
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