Politik

Telemedizin: TK plädiert für Referat im Sozialministerium in Thüringen

  • Mittwoch, 2. August 2017

Erfurt – Für den schnelleren Ausbau telemedizinischer Angebote dringt die Thüringer Landesvertretung der Techniker Krankenkasse (TK) auf die Einrichtung eines Referats für Digitalisierung im Sozialministerium des Landes. Bislang seien Chancen und Risiken dieser Angebote noch ein Nischenthema in der Politik, sagte Guido Dressel von der TK. Ein Sprecher des Thüringer Sozialministeriums reagierte verhalten auf die Forderung, betonte aber gleichzeitig, auch aus Sicht des Ressorts von Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) biete die Telemedizin große Chancen für Thüringen.

Mit Hilfe telemedizinischer Angebote sollen Ärzte zum Beispiel per Videochat mit ihren Patienten kommunizieren. So könnten sie beispielsweise die Heilung einer Wunde nach einer Operation verfolgen. Gerade im ländlichen Raum könnte so die ärztliche Versor­gung verbessert werden.

Wirtschaftsministerium federführend zuständig

Sozial- und Wirtschaftsministerium müssten sich stärker dafür einsetzen, diejenigen miteinander zu vernetzen, die schon jetzt medizinische Angebote abseits von Arzt­praxen oder Krankenhäusern organisieren, sagte Dressel. Bei den derzeit laufenden Projekten fehle es nicht an Geld, sondern an der Vernetzung. Dazu sei auch die flächen­deckende Versorgung mit schnellem Internet nötig.

Der Sprecher des Ministeriums sagte, die Federführung für die Entwicklung einer Thüringer Strategie für die Digitale Gesellschaft liege beim Wirtschaftsministerium. Das Sozialministerium bringe sich schon dort im Bereich der elektronischen Patien­ten­versorgung beziehungsweise Telemedizin ein. Ziel sei es dabei, die Versorgung von Patienten durch den Einsatz telemedizinischer Anwendungen zu verbessern. „Schwer­punkte sollen unter anderem die Versorgung von chronisch Kranken vor allem im ländlichen Raum oder die Verbesserung der Notfallversorgung sein.“

Es gebe beispielsweise bereits ein Programm mit den Namen „Satelit“. Die Abkürzung steht für „Schlaganfall Telemedizin Netzwerk in Thüringen“. Dabei können Ärzte mit Spezialwissen zu Schlaganfällen aus dem Klinikum Altenburger Land, dem Helios-Klinikum Erfurt oder dem Universitätsklinikum Jena zu ihren Kollegen in andere Kranken­häuser im Freistaat per Videokonferenz geschaltet werden. Sie könnten so bei Fragen zu bestimmten Patienten beraten.

Neben den Krankenkassen wollen auch Ärzte telemedizinische Angebote vorantreiben. Die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen (KVT) plant nach eigenen Angaben ein Projekt, bei dem nicht ärztliche Praxisassistenten die Möglichkeit bekommen sollen, Diagnosedaten bei einem Hausbesuch digital in eine Arztpraxis zu übertragen. Die KVT-Vorstandsvorsitzende Annette Rommel warnt allerdings davor, alles in den ärztlichen Alltag zu integrieren, was technisch möglich sei. „Technische Spielereien, wie sie viele Hersteller anbieten, helfen bestimmt vielen Menschen dabei, auf ihre Gesundheit zu achten, taugen aber nur selten für die Anwendung in der Arztpraxis“, sagte Rommel.

Dressel dagegen glaubt, Fitnessarmbänder oder spezielle Uhren könnten sowohl Krankenkassen als auch Ärzten wertvolle Daten liefern. Möglicherweise sei ein Langzeit-EKG in Zukunft vielfach nicht mehr nötig, weil die Menschen mit einer besonderen Uhr ihre Herzfrequenz ohnehin aufgezeichnet hätten, sagte er. Seine Hoffnung sei, dass sich so der zu erwartende weitere Anstieg der Gesundheitskosten dämpfen lasse.

dpa

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