Tuberkulose: Studierende in Gießen unterstützen Patienten
Gießen – Ein Projekt „Together Against Tuberculosis“ haben das medizinische „Schwerpunktcurriculum Global Health“ der Justus-Liebig-Universität Gießen und das Gesundheitsamt des Landkreises Gießen ins Leben gerufen. „Studentische Paten begleiten die Patienten und helfen ihnen bei Problemen, die zu einer Unterbrechung oder gar zum Abbruch der Therapie führen können“, erläuterte der Projektleiter Michael Knipper von Institut Geschichte der Medizin an der Justus-Liebig-Universität Gießen.
Das Projekt verfolge ein doppeltes Ziel, erklärte Jörg Bremer, Leiter des Gesundheitsamtes im Landkreis Gießen und Mitinitiator des Projekts. Für die Erkrankten erhöhe sich die Chance auf eine erfolgreiche Therapie und damit sinke auch die Ansteckungsgefahr in deren sozialem Umfeld. Gleichzeitig sammelten die Studierenden Erfahrung für den späteren Beruf. „Die zukünftigen Ärzte erleben das Gesundheitssystem aus Patientensicht und erkennen die Hürden für Erkrankte“, so Knipper.
Ziel: Therapieabbruch vermeiden
International ist Tuberkulose vor allem in Ländern ein Problem, in denen Armut herrscht und es kein funktionierendes Gesundheitssystem gibt. Im Zuge der Flüchtlingsbewegung sind viele Menschen aus diesen Regionen nach Deutschland gekommen. „Sie waren oft monatelang und unter unvorstellbar schlimmen Bedingungen auf der Flucht“, erinnert Hans-Peter Stock, Gesundheitsdezernent des Landkreises. Dadurch seien die Fallzahlen in den vergangenen Jahren gestiegen.
Behandelt wird zunächst mindestens drei Wochen im Krankenhaus, auch um zu verhindern, dass sich weitere Menschen anstecken. Wer aus der Klinik entlassen wird, ist nicht mehr ansteckend, muss aber noch mindestens ein halbes Jahr Medikamente einnehmen.
Ein Therapieabbruch muss also verhindert werden – an diesem Punkt setzt das Projekt „Together Against Tuberculosis“ an. Das Konzept dafür haben zwei Studentinnen im Rahmen einer Hospitanz im Gesundheitsamt ausgearbeitet, ebenso ein Handbuch für zukünftige begleitende Studierende. Lena Scheffler, Medizinstudentin an der Justus-Liebig-Universität Gießen und Maxi Haslach, Medizinstudentin an der Philipps-Universität Marburg, betreuen außerdem eine Pilotpatientin.
„Die erste Kontaktaufnahme findet schon im Krankenhaus statt. Es geht darum, Vertrauen herzustellen und eine soziale Beziehung aufzubauen“, erläutert Scheffler den Ablauf. Nach dem Klinikaufenthalt finden regelmäßig Treffen und Gespräche statt. Dabei betreuen immer zwei Studierende einen Patientin. „Es geht darum, mögliche Schwierigkeiten in der Therapie frühzeitig zu erkennen und sich dieser Baustellen anzunehmen“, so Haslach.
Joachim Kreuder, Studiendekan des Fachbereichs Medizin der Justus-Liebig-Universität Gießen plant, das Projekt in der Mediziner-Ausbildung zu verankern. „Das Zusammenspiel von medizinischer und psychosozialer Betreuung ist ein Modell, das sich auf andere Krankheiten übertragen lässt, die eine komplexe und langfristige Behandlung nötig machen, etwa auf Diabetes“, erläutert er.
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