Hochschulen

Tuberkulose: Studierende in Gießen unterstützen Patienten

  • Donnerstag, 20. Juli 2017

Gießen – Ein Projekt „Together Against Tuberculosis“ haben das medizinische „Schwer­punktcurriculum Global Health“ der Justus-Liebig-Universität Gießen und das Gesund­heitsamt des Landkreises Gießen ins Leben gerufen. „Studentische Paten begleiten die Patienten und helfen ihnen bei Problemen, die zu einer Unterbrechung oder gar zum Abbruch der Therapie führen können“, erläuterte der Projektleiter Michael Knipper von Institut Geschichte der Medizin an der Justus-Liebig-Universität Gießen.

Das Projekt verfolge ein doppeltes Ziel, erklärte Jörg Bremer, Leiter des Gesund­heits­amtes im Landkreis Gießen und Mitinitiator des Projekts. Für die Erkrankten erhöhe sich die Chance auf eine erfolgreiche Therapie und damit sinke auch die Ansteckungs­gefahr in deren sozialem Umfeld. Gleichzeitig sammelten die Studierenden Erfahrung für den späteren Beruf. „Die zukünftigen Ärzte erleben das Gesundheitssystem aus Patientensicht und erkennen die Hürden für Erkrankte“, so Knipper.

Ziel: Therapieabbruch vermeiden

International ist Tuberkulose vor allem in Ländern ein Problem, in denen Armut herrscht und es kein funktionierendes Gesundheitssystem gibt. Im Zuge der Flücht­lingsbewegung sind viele Menschen aus diesen Regionen nach Deutschland gekom­men. „Sie waren oft monatelang und unter unvorstellbar schlimmen Bedingungen auf der Flucht“, erinnert Hans-Peter Stock, Gesundheitsdezernent des Landkreises. Dadurch seien die Fallzahlen in den vergangenen Jahren gestiegen.

Behandelt wird zunächst mindestens drei Wochen im Krankenhaus, auch um zu verhin­dern, dass sich weitere Menschen anstecken. Wer aus der Klinik entlassen wird, ist nicht mehr ansteckend, muss aber noch mindestens ein halbes Jahr Medikamente ein­nehmen.

Ein Therapieabbruch muss also verhindert werden – an diesem Punkt setzt das Projekt „Together Against Tuberculosis“ an. Das Konzept dafür haben zwei Studentinnen im Rahmen einer Hospitanz im Gesundheitsamt ausgearbeitet, ebenso ein Handbuch für zukünftige begleitende Studierende. Lena Scheffler, Medizinstudentin an der Justus-Liebig-Universität Gießen und Maxi Haslach, Medizinstudentin an der Philipps-Uni­versi­tät Marburg, betreuen außerdem eine Pilotpatientin.

„Die erste Kontaktaufnahme findet schon im Krankenhaus statt. Es geht darum, Ver­trau­en herzustellen und eine soziale Beziehung aufzubauen“, erläutert Scheffler den Ablauf. Nach dem Klinikaufenthalt finden regelmäßig Treffen und Gespräche statt. Dabei betreuen immer zwei Studierende einen Patientin. „Es geht darum, mögliche Schwierigkeiten in der Therapie frühzeitig zu erkennen und sich dieser Baustellen anzunehmen“, so Haslach.

Joachim Kreuder, Studiendekan des Fachbereichs Medizin der Justus-Liebig-Universität Gießen plant, das Projekt in der Mediziner-Ausbildung zu verankern. „Das Zusammen­spiel von medizinischer und psychosozialer Betreuung ist ein Modell, das sich auf andere Krankheiten übertragen lässt, die eine komplexe und langfristige Behandlung nötig machen, etwa auf Diabetes“, erläutert er.

hil

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