Ausland

TV-Debatte der Vize-Kandidaten: Harris greift beim Thema Coronavirus an

  • Donnerstag, 8. Oktober 2020
/picture alliance, AP, Morry Gash
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Salt Lake City – In der einzigen TV-Debatte der Vize-Kandidaten vor der US-Präsidenten­wahl hat Herausforderin Kamala Harris das Coronavirus SARS-CoV-2 zu einem zentralen Thema gemacht.

„Das amerikanische Volk ist Zeuge des größten Versagens einer Regierung in der Ge­schich­te unseres Landes geworden“, sagte Harris gestern in Salt Lake City auf einer Bühne mit Vizepräsident Mike Pence. „Das amerikanische Volk hat Opfer bringen müssen wegen der Inkompetenz dieser Regierung.“

Pence konterte mit dem oft auch von Donald Trump vorgebrachten Argument, dass Maß­nahmen seiner Regierung Hunderttausende Menschenleben gerettet hätten.

Zu Appellen des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden und von Harris, Vorsichtsmaßnahmen gegen Corona zu ergreifen und beispielsweise einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, sagte Pence: „Der Unterschied ist hier, Präsident Trump und ich vertrau­en darauf, dass die amerikanischen Menschen ihre Wahl treffen, was am besten für ihre Gesundheit ist.“

Die einzige Debatte der Vize-Kandidaten vor der Wahl am 3. November verlief viel geord­neter als das Duell von Trump und Herausforderer Joe Biden, das eine Woche zuvor im Chaos versunken war. Der Auslöser dafür war vor allem, dass Trump immer wieder Biden ins Wort fiel.

Die Vize-Kandidaten unterbrachen einander dagegen kaum – auch weil Harris zwei An­läu­fe von Pence mit einem resoluten „Mr. Vizepräsident, jetzt rede ich“ stoppte. Dafür überzog Pence immer wieder die ihm zugeteilte Zeit. Er ließ sich auch von der Modera­to­rin – der Journalistin Susan Page von der Zeitung USA Today – nicht unterbrechen und redete einfach weiter.

An anderer Stelle, als es um Recht und Ordnung und Polizeigewalt ging, wies Harris Pen­ce erneut in die Schranken: „Ich werde hier nicht sitzen und mich vom Vizepräsi­denten be­lehren lassen, was es heißt, die Gesetze unseres Landes durchzusetzen. Ich bin hier die einzige auf der Bühne, die alles strafrechtlich verfolgt hat, von Kindesmissbrauch bis Mord.“

In einer Schnellumfrage des Nachrichtensenders CNN hielten 59 Prozent Harris für die Gewinnerin der Debatte – und 38 Prozent Pence. Unter Frauen war das Ergebnis mit 69 zu 30 Prozent noch eindeutiger. Trump verkündete unterdessen bei Twitter: „Mike Pence hat KLAR GEWONNEN!“ Biden schrieb an die Adresse von Harris: „Du hast uns alle heute Nacht sehr stolz gemacht.“

Harris (55) und Pence (61) bestritten ihr rund 90-minütiges Duell auf etwa 3,7 Metern Distanz zueinander. Zusätzlich trennten sie Plexiglasscheiben. Für die wenigen Zuschauer der Debatte vor Ort galt eine Maskenpflicht. Trump ist an COVID-19 erkrankt und Pence ließ sich jeden Tag testen.

Pence fiel damit auf, dass er mehrfach einfach die Fragen ignorierte und stattdessen die Botschaften platzierte, die er unterbringen wollte. So redete er bei einer Frage nach der Position zu Schwangerschaftsabbrüchen zunächst einmal darüber weiter, wie die Trump-Regierung Irans Top-General Ghassem Soleimani mit einem Raketenangriff getötet hatte.

Beide Kandidaten wichen der Frage aus, wie ihre Absprachen mit den jeweiligen Präsi­dent­schaftsanwärtern für eine Machtübergabe sind. Es ist ein wichtiger Punkt: Trump ist 74 Jahre alt und an COVID-19 erkrankt, Biden ist 77. Jeder der beiden wäre bei Amts­an­tritt im Januar 2021 der älteste Präsident in der US-Geschichte.

Pence griff stattdessen die Bilanz von Präsident Barack Obama und dessen Vize Biden im Kampf gegen die Schweinegrippe an. Harris sprach von ihrer Erfahrung im US-Senat – was immerhin ihre Qualifikation für den Job vermitteln sollte. Moderatorin Page hakte nicht nach.

Genauso wenig beantwortete Harris die von Pence gestellte Frage, ob Biden und die De­mokraten im Falle ihres Wahlsiegs und der Rückeroberung der Mehrheit im Senat das Oberste Gericht vergrößern würden.

Die Republikaner versuchen gerade, die Juristin Amy Coney Barrett in das höchste US-Gericht zu bringen. Sie würde eine konservative Mehrheit im Gericht zementieren. Es gibt deshalb Spekulationen, die Demokraten könnten zwei zusätzliche Richter an den Su­pre­me Court berufen.

Pence ging seinerseits nicht darauf ein, ob Trump und er eine Wahlniederlage akzeptieren würden. „Ich denke, wir werden diese Wahl gewinnen“, sagte er. Harris antwortete: „Wir werden gewinnen. Und wir werden niemandem erlauben, unsere Demokratie zu unter­gra­ben.“ Trump liegt in landesweiten Umfragen deutlich hinter Biden.

Harris sagte auch, dass eine Biden-Regierung „mit Stolz“ wieder dem Pariser Klimaschutz-Abkommen beitreten würde. Pence wich der direkten Frage aus, ob er den Klimawandel für eine existenzielle Bedro­hung halte. „Das Klima ändert sich, wir werden der Wissen­schaft folgen“, sagte er. Harris bezeichnete den Klimawandel als „eine existenzielle Be­drohung für uns als Menschen“.

dpa

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