Umdenken bei der Qualitätssicherung erforderlich

Mainz – In der Qualitätssicherung (QS) ist dringend ein Paradigmenwechsel erforderlich. Dafür haben sich am vergangenen Freitag die Delegierten des 128. Deutschen Ärztetag ausgesprochen. Sie nahmen einen Antrag des Vorstands der Bundesärztekammer (BÄK) an.
„Der überbordende QS-Kontroll- und Sanktionsapparat, der vor allem zusätzliche ärztliche Arbeitszeit kostet, anstatt Versorgungsqualität zu fördern, muss dringend gestoppt werden“, heißt es in einem Antrag, der von der Mehrheit der Abgeordneten des Ärzteparlaments angenommen worden war.
Stattdessen müsse sich Qualitätssicherung am Nutzen für die Versorgung orientieren, sie müsse als „eine konkrete Hilfestellung für die ärztliche Tätigkeit am Patienten erlebt werden“.
Ärztlicher Sachverstand, aktiver, dialogorientierter Einbezug der Expertise vor Ort, an regionalen Gegebenheiten angepasstes Vorgehen und Entbürokratisierung seien dabei essenziell. Aktiv gefördert werden sollte das interne Qualitätsmanagement beispielsweise in Form von Morbiditäts und Mortalitätskonferenzen sowie Peer-Review-Verfahren.
In der Begründung heißt es, die gesetzliche Qualitätssicherung gehöre dringend auf den Prüfstand. Praxisferner Zentralismus in Kombination mit einem institutionalisierten Misstrauen gegen die Ärzteschaft führten zu immer weiter ausufernden Dokumentationslasten für Kliniken und Praxen, ohne dass dieser Datensammelwut erkennbare Fortschritte bei der Verbesserung der Versorgung der Patienten gegenüberstünden.
Bemängelt wird, dass längst ausgereizte QS-Verfahren zwanghaft weiterliefen und Vollerhebungen der Vorzug vor Stichproben gegeben werde. Dies alles verbessere die Qualität der Versorgung nicht, sondern raube der Patientenversorgung Zeit und zerstörte die letzte Motivation von Ärzten, sich neben ihrer eigentlichen klinischen Tätigkeit auch noch für Qualitätssicherung einzusetzen.
Die Delegierten mahnen, die Qualitätssicherung müsse sich wieder darauf fokussieren, zur Qualitätsverbesserung beizutragen und die Zusammenarbeit der Beteiligten vor Ort im Sinne eines vertrauensvollen Miteinanders zu fördern. Leitmaxime muss das Gebot der Datensparsamkeit und die Senkung der Dokumentationslast sein.
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