Unionsgeführte Länder fordern Änderungen im Infektionsschutzgesetz

Berlin – Die unionsgeführten Bundesländer fordern von den Ampel-Parteien Nachbesserungen am Infektionsschutzgesetz (IfSG) und halten den jetzigen Gesetzentwurf zur Anpassung des IfSG im Bundesrat für „nicht zustimmungsfähig“.
Der von SPD, Grünen und FDP vorgelegte Gesetzentwurf sei „nicht ausreichend“, um für die nächsten Wochen den nötigen Schutz vor einer weiteren dynamischen Ausweitung des Coronavirus zu bieten, heißt es in einem Brief des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst (CDU). Dieser ist an den geschäftsführenden Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) und Berlins Regierenden Bürgermeister Michael Müller als Koordinator der SPD-geführten Länder gerichtet.
Angesichts des „sprunghaften und dynamischen Infektionsgeschehens mit absoluten Höchstzahlen an Neuinfektionen“ sei das von den Ampel-Partnern geplante Auslaufen des Sonderstatus der epidemischen Lage „unverantwortlich“, heißt es im Brief. Wüst ist derzeit Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz. Zuerst hatte das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) berichtet.
Die geplante Ampel-Koalition will mit der Änderung des Gesetzes die epidemische Lage als Rechtsbasis für Coronamaßnahmen ersetzen – mit einem verkleinerten Katalog möglicher Ländermaßnahmen. Eine pauschale Aussetzung von Schulunterricht, Ausgangssperren und Schließungen von Läden und Gaststätten soll es dann nicht mehr geben können.
In dem Brief sprechen sich die unionsgeführten Länder nun für eine weitgehende Beibehaltung der bisherigen Gesetzeslage aus. Lediglich Ausgangsbeschränkungen sowie die Schließung von Kitas, Schulen und Hochschulen solle es nicht mehr geben dürfen.
Das Gesetz ist zustimmungspflichtig und braucht im Bundestag und Bundesrat eine Mehrheit. Die Union ist derzeit an 10 von 16 Landesregierungen beteiligt und könnte mit ihren Stimmen im Bundesrat eine Zustimmung verhindern. Der Bundestag will morgen über das Gesetz abstimmen, der Bundesrat soll übermorgen entscheiden.
Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus (CDU) hat sich skeptisch zu einer Zustimmung der CDU/CSU-Fraktion zu den Plänen der Ampel-Fraktionen zur Coronabekämpfung im Bundestag geäußert. „Ich bin da skeptisch, dass die Fraktion dem zustimmen wird“, sagte er heute vor einer Sitzung der Fraktion in Berlin.
Darüber werde nun beraten. Die Union sei der Meinung, dass die Fortschreibung der am 25. November auslaufenden epidemischen Lage von nationaler Tragweite das bessere Mittel im Kampf gegen die dramatische aktuelle Lage sei.
Die Vorschläge der Ampel-Fraktionen seien nicht ausreichend, kritisierte Brinkhaus. „Es ist eine Einschränkung der Möglichkeiten, die die Länder haben. Das ist ja auch ganz explizit von der FDP so gewollt.“
Die Abgeordneten von SPD, Grünen und FDP müssten sich bei der Abstimmung über den Unionsantrag zur Verlängerung der epidemischen Lage morgen bekennen. Sie müssten „Verantwortung übernehmen, dass ein bewährtes Instrument, was uns durch die Pandemie getragen hat, ersetzt wird durch ein Instrument, wo keiner weiß, wie es funktioniert und ob es reicht“.
Brinkhaus sagte, die Rückmeldungen der Länder mit Unionsregierung seien bislang sehr negativ, da sie die gleichen Bedenken wie die Unionsfraktion hätten. Er könne aber nicht voraussagen, wie die Länder übermorgen im Bundesrat abstimmen würden.
Auf die Frage, ob die Gefahr bestehe, dass die epidemische Lage auslaufe und es noch keine Anschlussregelung gebe, sagte Brinkhaus, der Bundestag sei handlungsfähig und könne, wenn der Bundesrat die Ampel-Pläne nicht teile, kommende Woche diese Regelung verlängern.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: