Medizin

US-Studie: Mumpsimpfstoff zeigt Immunitätslücken

  • Dienstag, 3. September 2019
/Photographee.eu, stock.adobe.com
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Atlanta – Verliert die Mumpsimpfung allmählich ihre Wirkung? In den USA ist es in den vergangenen Jahren an Hochschulen immer wieder zu Ausbrüchen gekommen, in denen auch geimpfte Studierende erkrankten. Eine Studie in den Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS 2019; doi: 10.1073/pnas.1905570116) kommt jetzt zu dem Ergebnis, dass einige Personen nach der Impfung nur einen unzureichenden Impfschutz gegen aktuell zirkulierende Mumpsviren entwickeln.

Der erste Impfstoff gegen Mumps wurde 1963 vom amerikanischen Mikrobiologen Mau­rice Hilleman aus dem Rachenabstrich seiner an Mumps erkrankten Tochter Jeryl Lynn ge­wonnen. Er ist als abgeschwächter Lebendimpfstoff noch heute in der MMR-Vakzine ent­hal­ten. Die heute zirkulierenden Mumpsviren unterscheiden sich von dem Impfvirus, doch bisher hatte die Vakzine ihre Wirkung behalten.

Dies könnte sich nach den Ergebnissen, die ein Team um Srilatha Edupuganti von der Emory University School of Medicine in Atlanta jetzt vorstellt, geändert haben. Die For­scher untersuchten Blutproben von 71 gesunden Studenten (Alter 18 bis 23 Jahre), die nicht an Mumps erkrankt waren. Bis auf 2 Studenten hatten alle die vorgesehenen zwei MMR-Impfdosen erhalten.

Bei den meisten Studenten (93 %) konnten die Forscher Antikörper gegen Mumps im Blut nachweisen. Doch 10 % der Studienteilnehmer hatten keine mumpsspezifischen Gedächt­nis-B-Zellen im Blut. Im Durchschnitt war die Zahl der Gedächtnis-B-Zellen, die in der Lage sind, neutralisierende Antikörper gegen das Mumpsvirus zu bilden, 5- bis 10-mal niedriger als die Zahl der Gedächtnis-B-Zellen, die Antikörper gegen Masern oder Röteln produzieren.

Mehr noch: Die Antikörper waren zwar in der Lage, das Impfstoffvirus zu neutralisieren, die Wirkung gegen die derzeit zirkulierenden Wildtypviren waren jedoch deutlich schwä­cher.

Mindestens 6 Studienteilnehmer sind nach Einschätzung der Forscher potenziell anfällig für eine Mumpsinfektion. Die Erkrankung könnte in ihrem Alter neben der Parotitis auch eine Orchitis, Meningitis, Enzephalitis und selten eine Ertaubung nach sich ziehen.

Für Edupuganti stellt sich deshalb die Frage, ob der derzeitige Impfstoff noch zeitgemäß ist. Die US-Impfkommission hatte zuletzt eine dritte Impfung als Auffrischung für beson­ders gefährdete Personen empfohlen, zu denen auch Studenten gehören. Andere For­scher­­gruppen haben laut Edupuganti jedoch herausgefunden, dass die Antikörpertiter bereits nach einem Jahr wieder sinken.

rme

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