Kieler Koalition will Notfallambulanzen entlasten
Kiel – Gegen die Überlastung von Notfallambulanzen in Krankenhäusern wollen die Koalitionsfraktionen in Schleswig-Holstein eine Bundesratsinitiative starten. Ziel von CDU, Grünen und FDP ist es, in Kliniken den Regelbetrieb sogenannter Anlauf- oder Portalpraxen auch während der vertragsärztlichen Sprechstundenzeiten zu ermöglichen. Über eine bessere Steuerung sollen Patienten mit Herzinfarkt oder Schlaganfall von solchen getrennt werden, die wegen Bagatellerkrankungen in die Notaufnahme kommen. Für eine Bundesratsinitiative stimmten heute im Landtag außer den Jamaika-Fraktionen auch SSW und AfD.
Um das Ziel zu erreichen, muss das Sozialgesetzbuch V geändert werden. In den Notfallambulanzen werde Unglaubliches geleistet, sagte Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP). Der Handlungsbedarf sei mittlerweile bundesweit unstrittig. In die Notfallambulanzen gingen zunehmend Patienten, die nicht lebensgefährlich erkrankt sind, zum Teil in der Hoffnung auf eine schnellere und bessere Behandlung.
Da die Notfallversorgung selbst zum Notfall geworden sei, müsse gehandelt werden, sagte die Grüne Marret Bohn. Die SPD sei bereit, die Notfallversorgung neu zu gestalten, sagte deren Gesundheitspolitikerin Birte Pauls. „Aber das vorgelegte Konzept springt uns zu kurz.“ Als ein Grund für den starken Zulauf auf die Notfallambulanzen gilt auch, dass die Telefonnummer des ärztlichen Bereitschaftsdienstes (116117) kaum bekannt ist. Stattdessen wird oft die Notfallnummer 112 gewählt. Folglich werden in den Notfallambulanzen viele Fälle behandelt, die keine Notfälle sind.
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