Versorgungsdichte: Ärzte näher als Supermärkte und Apotheken
Berlin – Auf die immer noch dichte Versorgung mit niedergelassenen Ärzten auch auf dem Land hat das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) im Rahmen einer Tagung zum Sicherstellungskongress der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) gestern in Berlin hingewiesen.
Das Institut bezieht sich dabei auf eine Studie des Bundesinstituts für Bau-, Raum und Stadtforschung aus dem Jahr 2015. Danach sind Hausärzte in strukturschwachen Landgemeinden im Durchschnitt 2,4 Kilometer entfernt. Bis zum nächsten Supermarkt sind es mehr als 3 Kilometer und in die nächste Apotheke durchschnittlich 3,3 Kilometer.
Ähnliche Daten aus Niedersachsen
Diese Zahlen decken sich mit aktuellen Erhebungen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Niedersachsen: Demnach finden 96,1 Prozent der Bürger in ihrer Gemeinde in Niedersachsen einen Hausarzt. 3,9 Prozent oder 452.644 Einwohner müssten auf Nachbargemeinden ausweichen.
Laut der Analyse erreichen 97 Prozent der rund 7,8 Millionen Einwohner innerhalb von zehn Minuten einen niedergelassenen Hausarzt. Der Mittelwert für die Erreichbarkeit eines Hausarztes liegt in Niedersachsen demnach bei fünf Minuten. Nur drei Prozent der Patienten benötigten zwischen elf und 20 Minuten mit dem Auto zum Hausarzt, hieß es aus der KV.
Allerdings werden meisten ländlichen Regionen laut Prognosen in den kommenden 20 Jahren bis zu einem Viertel ihrer Einwohner verlieren. „Auch Ärzte folgen diesem Trend und lassen sich eher dort nieder, wo es sich insgesamt gut leben und arbeiten lässt“, hieß es aus dem Zi. Schlechte Rahmenbedingungen in strukturschwachen Regionen könnten so mittelfristig die ärztliche Versorgung erschweren.
Zum Beispiel hielten gerade diese Regionen bisher kaum die schnellen Internetverbindungen vor, die beispielsweise für die Telemedizin benötigt würden. Fehlten Kinderbetreuungs- und Schulangebote, Einkaufsmöglichkeiten oder Arbeitsplätze für Partner, hemme dies die Niederlassungsbereitschaft junger Ärzte.
„Daseinsvorsorge ist ein Gesamtkonzept. Die Verfügbarkeit von Ärzten einzufordern, greift zu kurz. Vielmehr müssen Voraussetzungen geschaffen werden, die es den Ärzten insgesamt leichter machen, sich für einen Sitz auf dem Land zu entscheiden“, sagte Dominik von Stillfried, Geschäftsführer des Zi.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: