Politik

Versorgungs­forschung: Elf Maßnahmen sollen Defizite beseitigen

  • Donnerstag, 5. Oktober 2017
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Versorgungsziele zu Gesundheitsproblemen sollten auch in Abstimmung mit Betroffenen definiert werden, fordert das DNVF. /stock.adobe.com

Berlin – Die Versorgungsforschung soll Konzepte liefern, die die Gesundheits­versorgung Deutschlands auch in ländlichen Gebieten sicherstellt. Die aus Mitteln des Innovationsfonds geförderten Projekte können zwar sehr viel dazu beitragen. Unklar sei aber noch wie erfolgreiche Projekte ausgewählt werden, ihren Weg in die Regelver­sorgung fänden und langfristig finanziert würden, sagte Wolfgang Hoffmann, Kongress­präsident des 16. Deutschen Kongresses für Versorgungsforschung gestern in Berlin.

„Auch Josef Hecken, unparteiischer Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), weiß im Moment nicht, wie er gute Projekte in die Regelversorgung überführen kann“, sagt Hoffmann. Dieser Prozess müsse in der kommenden Legislatur geklärt werden.

Der G-BA habe nicht die richtige Struktur, um das Gesundheitssystem weiterzuent­wickeln, indem Innovationen aus der Versorgungsforschung umgesetzt werden. „Dieses System ist vielmehr dafür da, um Frieden zu erhalten – was bei 250 Milliarden Euro im Jahr auch nötig ist. Der Innovationskern fehlt aber. Ohne diese wird es auf Dauer keinen Frieden geben“, erklärt Hoffmann das Problem.

Die methodische Expertise in Sachen Versorgungsforschung sollte dabei vom Deutsche Netzwerk Versorgungs­forschung e.V. (DNVF) kommen, ist der DNVF-Vorsitzende Edmund Neugebauer aus Neuruppin überzeugt. In einem Positionspapier formuliert das DNVF elf Maßnahmen, um konzeptionelle Defizite bei der Steuerung des Gesundheits­wesens zu vermeiden (siehe Kasten): „Wir empfehlen darin als ersten Schritt Versorgungsziele zu drängenden Gesundheitsproblemen zu definieren“, sagte Neugebauer. 

Gleichzeitig wirbt er für mehr Transpa­renz: Alle öffentlich geförderten Ver­sorgungsforschungsprojekte sollen sich verpflichtend registrieren. Bei der Forschung sollen vor allem Patienten stärker involviert werden. Gebraucht werden außerdem Initiativen, die die Qualität der Versorgungsforschung in Deutschland langfristig sicherstellen, so Neugebauer. Dazu gehörten unter anderem die Bereitstellung von Projekt­fördermitteln, zum Beispiel durch eine Verstetigung des Innovationsfonds, sowie eine nachhaltige Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Versorgungsforschung.

Um all diese Maßnahmen zu koordinieren, benötige das deutsche Gesundheitswesen eine nationale Clearingstelle, ähnlich wie Picori (Patient centered outcomes research) in den USA. „Bei diesem zentralen Institut sollte es sich um eine unabhängige Einrichtung handeln, auf Augenhöhe des G-BA, die mit dem Bundesgesundheits­ministerium eng assoziiert ist“, erklärt Neugebauer die gewünschte Professionalisierung.

gie

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