Versorgungsforschung: Elf Maßnahmen sollen Defizite beseitigen

Berlin – Die Versorgungsforschung soll Konzepte liefern, die die Gesundheitsversorgung Deutschlands auch in ländlichen Gebieten sicherstellt. Die aus Mitteln des Innovationsfonds geförderten Projekte können zwar sehr viel dazu beitragen. Unklar sei aber noch wie erfolgreiche Projekte ausgewählt werden, ihren Weg in die Regelversorgung fänden und langfristig finanziert würden, sagte Wolfgang Hoffmann, Kongresspräsident des 16. Deutschen Kongresses für Versorgungsforschung gestern in Berlin.
„Auch Josef Hecken, unparteiischer Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), weiß im Moment nicht, wie er gute Projekte in die Regelversorgung überführen kann“, sagt Hoffmann. Dieser Prozess müsse in der kommenden Legislatur geklärt werden.
Der G-BA habe nicht die richtige Struktur, um das Gesundheitssystem weiterzuentwickeln, indem Innovationen aus der Versorgungsforschung umgesetzt werden. „Dieses System ist vielmehr dafür da, um Frieden zu erhalten – was bei 250 Milliarden Euro im Jahr auch nötig ist. Der Innovationskern fehlt aber. Ohne diese wird es auf Dauer keinen Frieden geben“, erklärt Hoffmann das Problem.
Die methodische Expertise in Sachen Versorgungsforschung sollte dabei vom Deutsche Netzwerk Versorgungsforschung e.V. (DNVF) kommen, ist der DNVF-Vorsitzende Edmund Neugebauer aus Neuruppin überzeugt. In einem Positionspapier formuliert das DNVF elf Maßnahmen, um konzeptionelle Defizite bei der Steuerung des Gesundheitswesens zu vermeiden (siehe Kasten): „Wir empfehlen darin als ersten Schritt Versorgungsziele zu drängenden Gesundheitsproblemen zu definieren“, sagte Neugebauer.
Gleichzeitig wirbt er für mehr Transparenz: Alle öffentlich geförderten Versorgungsforschungsprojekte sollen sich verpflichtend registrieren. Bei der Forschung sollen vor allem Patienten stärker involviert werden. Gebraucht werden außerdem Initiativen, die die Qualität der Versorgungsforschung in Deutschland langfristig sicherstellen, so Neugebauer. Dazu gehörten unter anderem die Bereitstellung von Projektfördermitteln, zum Beispiel durch eine Verstetigung des Innovationsfonds, sowie eine nachhaltige Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Versorgungsforschung.
Um all diese Maßnahmen zu koordinieren, benötige das deutsche Gesundheitswesen eine nationale Clearingstelle, ähnlich wie Picori (Patient centered outcomes research) in den USA. „Bei diesem zentralen Institut sollte es sich um eine unabhängige Einrichtung handeln, auf Augenhöhe des G-BA, die mit dem Bundesgesundheitsministerium eng assoziiert ist“, erklärt Neugebauer die gewünschte Professionalisierung.
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