Nach Ausbruch bei Kühen: Zweiter H5N1-Fall bei Arbeiter in USA

Washington – Im Zusammenhang mit dem Ausbruch der hochpathogenen Vogelgrippe bei Milchkühen in mehreren US-Bundesstaaten hat sich zum zweiten Mal nachweislich ein Mensch mit dem H5N1-Virus infiziert.
Es handelt sich um einen Arbeiter auf einem Bauernhof im Bundestaat Michigan, auf dem auch Kühe betroffen waren. Das teilte die US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Prevention and Control (CDC) gestern mit.
Der Patient klagte demnach nur über Symptome an den Augen – änhlich wie beim ersten offiziell erfassten Fall aus Texas, der Anfang April bekannt geworden war. Es handelte sich dabei ebenfalls um einen Mitarbeiter auf einer Farm, der Kontakt zu Kühen gehabt hatte.
Im aktuellen Fall sei ein Nasenabstrich des Patienten in Michigan zunächst negativ auf Influenza gestetest worden, hieß es. Das Virus sei dann durch das CDC in einem Abstrich des Auges identifiziert worden.
Es sei nicht genau bekannt, wie es zu den Augenentzündungen kommt, erläuterte die Behörde. Möglich seien Spritzer kontaminierter Flüssigkeiten oder Schmierinfektionen, wenn man sich etwa mit der Hand ins Auge fasst. Hohe Viruslevel waren in Rohmilch infizierter Kühe gefunden worden.
Virus soll sequenziert werden
Der weitere Nachweis ändert nichts daran, dass das CDC das Vogelgrippe-Risiko in den USA für den Menschen als gering einschätzt.
Das Virus aus der Probe soll nun sequenziert werden und das Ergebnis bei Erfolg innerhalb weniger Tage zur Verfügung gestellt werden. Zusätzliche genetische Analysen zu etwaigen Veränderungen des Virus könnten die Risikobewertung der CDC ändern, hieß es.
Ende März war das H5N1-Virus erstmals bei Milchkühen in den USA entdeckt worden. Wahrscheinlich seien die Kühe von Wildvögeln angesteckt worden, hieß es damals nach Angaben des US-Landwirtschaftsministeriums.
Nach CDC-Daten sind in den USA bisher 52 Herden in neun Bundesstaaten nachweislich mit H5N1 infiziert.
Über das ganze Ausmaß des Geschehens herrscht jedoch Unklarheit. Medien hatten in den vergangenen Wochen anekdotische Berichte über Krankheitsanzeichen bei weiteren Menschen auf betroffenen Farmen geschildert und die Nachforschungen für die Bundesbehörde CDC in Bundesstaaten mit Ausbrüchen als schwierig beschrieben.
Erster H5N1-Nachweis bei Kind in Australien
Unterdessen ist in Australien zum ersten Mal überhaupt eine Infektion mit der hochpathogenen Vogelgrippe H5N1 bei einem Menschen nachgewiesen worden, wie die Gesundheitsbehörde des Bundesstaats Victoria vorgestern bekanntgab. Dabei wurde aber betont, dass es sich nicht um den gleichen Subtyp handelt wie auf den US-Farmen.
Erkrankt ist demnach ein Kind, das sich im März bei einem Aufenthalt in Indien angesteckt hatte. Den Angaben zufolge machte es eine schwere Infektion durch, sei aber inzwischen genesen. Details zu den Symptomen und der möglichen Infektionsquelle wurden nicht genannt.
Derzeit grassiert die größte je dokumentierte Vogelgrippewelle, die sich über fast die gesamte Erde erstreckt und auch Europa betrifft. Der Erreger befällt vor allem Vögel, wurde aber auch bei vielen Säugetieren gefunden, darunter Katzen, Bären und Robben.
Menschliche Infektionen treten nur vereinzelt auf. Die Symptome reichen nach Angaben der CDC von Augen- oder Atemwegsinfektionen bis hin zu schweren Erkrankungen wie Lungenentzündungen, die zum Tod führen können.
Fachleute warnen vor der Gefahr, dass sich das Virus an den Menschen anpasst und dann auch von Mensch zu Mensch übertragen werden kann.
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