Ärzteschaft

Weiter steigende Inanspruchnahme ambulanter Leistungen

  • Dienstag, 7. November 2023
/iVazoUSky, stock.adobe.com
/iVazoUSky, stock.adobe.com

Berlin – In der ambulanten Versorgung sind im vergangenen Jahr erneut mehr Patienten behandelt worden als noch ein Jahr zuvor. Die Gesamtfallzahl erhöhte sich 2022 um 2,2 Prozent auf 578 Millionen Behandlungs­fälle. Das teilte das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) mit. Grundlage ist der neue Trendreport zur Entwicklung der vertragsärztlichen Leistungen vom 1. Quartal 2021 bis zum 1. Quartal 2023.

Maßgeblich dafür sei insbesondere die hohe Inanspruchnahme von vertragsärztlichen Leistungen im 1. Quar­tal 2022 (+ 12,7 Prozent gegenüber dem 1. Quartal 2021) gewesen, schreibt das Zi. Wegen dieser besonders hohen Leistungszahl seien im Vergleich dazu im 1. Quartal 2023 2,7 Prozent weniger Fälle, aber immer noch 9,6 Prozent mehr als im 1. Quartal 2021 abgerechnet worden.

Der Zi-Analyse zufolge gab es insbesondere bei den Kinder- und Jugendmedizinern, den Hausärzten und den Psychotherapeuten einen deutlichen Zuwachs der Behandlungsfallzahlen. So behandelten die Hausärzte rund 195 Millionen Behandlungsfälle (+ 3,3 Prozent) mehr als noch 2021 und die Psychotherapeuten 12,8 Millio­nen (+ 4,2 Prozent). Bei den Fachärzten fällt der Zuwachs im Jahr 2022 gegenüber 2021 mit + 0,7 Prozent deutlich geringer aus.

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr mehr als 321 Millionen fachärztliche Fälle abgerechnet. Die Fach­gruppe mit der stärksten Zunahme im Jahr 2022 waren die Kinder- und Jugendärzte mit 28 Millionen Fällen (+ 9,3 Prozent) mehr als 2021.

Zu den weiteren Fachgruppen mit den deutlichen Fallzahlzunahmen im Jahresvergleich gegenüber 2021 gehörten die Neurologen (+ 6,2 Prozent) und die Hals-Nasen-Ohrenärzte (+ 5,7 Prozent). Die stärksten Fall­zahlrückgänge ergaben sich bei den Fachärzten für Nervenheilkunde (- 8,8 Prozent), für Innere Medizin (- 7,3 Prozent) und für Gynäkologie (- 4,1 Prozent).

Bei den Früherkennungsuntersuchungen zeigt sich nach Angaben des Zi ein uneinheitliches Bild: Während die präventiven Untersuchungen bei Kindern 2022 um 131.000 (- 2,5 Prozent) im Vergleich zu 2021 abnah­men, stiegen die Fallzahlen beim Hautkrebsscreening leicht an. Hier sind 2022 6,8 Millionen Behandlungen abge­rechnet worden. Dies war ein Plus von 95.000 Fällen (+ 1,4 Prozent).

Das Mammografiescreening liegt mit 2,7 Millionen Untersuchungen um 168.000 Fälle (- 5,8 Prozent) unter den Ausgangswerten von 2021. Anders ist das Bild bei den Früherkennungskoloskopien: Dafür gab es im ver­gangenen Jahr ein Fallzahlanstieg um 7.700 (+ 1,4 Prozent). Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 565.000 Früherkennungskoloskopien vorgenommen.

Im Bereich der antragspflichtigen Richtlinienpsychotherapien ist es 2022 sowohl bei den Einzeltherapien als auch bei den Gruppentherapien zu Zuwächsen gekommen. So wurden 2022 4,2 Millionen Einzeltherapien (+ 1,0 Prozent im Vergleich zu 2021) und 213.000 Gruppentherapien (+ 38,7 Prozent im Vergleich zu 2021) in Anspruch genommen. Der Quartalsvergleich zwischen dem 1. Quartal 2023 und dem 1. Quartal 2022 weist darauf hin, dass dieser Trend auch im weiteren Verlauf anhält (Einzeltherapien: + 3,0 Prozent, Gruppenthe­rapien: + 38,5 Prozent).

Die Anzahl der telefonischen Beratungen ist auch postpandemisch nach Datenauswertung des Zi weiter an­gestiegen. Sie lag 2022 mit mehr als 8,4 Millionen Beratungen und mit einem Zuwachs von 8,5 Prozent klar über der Inanspruchnahme im Jahr 2021. Hingegen ist der Zi-Analyse zufolge bei der Videosprechstunde 2022 ein deutlicher Rück­gang im Vergleich zu 2021 zu erkennen. Seien 2021 noch 3,5 Millionen Video­sprech­stunden in Anspruch genommen worden, während es 2022 lediglich 2,7 Millionen waren (- 24 Prozent).

2022 sind darüber hinaus 17,6 Millionen ambulante Notfälle versorgt worden, davon 7,3 Millionen im ärztli­chen Bereitschaftsdienst (ÄBD) und 10,3 Millionen in den Notaufnahmen der Kliniken, davon 55 Prozent außerhalb der Praxisöffnungszeiten.

Mit Beginn der Pandemie waren die Fallzahlen laut Zi in der Notfallversorgung stark eingebrochen. Im Jahr 2022 resultierte daher ein deutlicher Fallzahlzuwachs von 15,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die deut­lichsten Zunahmen entfielen auf das erste Halbjahr: im 1. Quartal (+ 28,1 Prozent) und im 2. Quartal (+ 19,3 Prozent). Im 4. Quartal 2022 sowie im 1. Quartal 2023 entfielen Fallzahlzuwächse insbesondere auf den ÄBD.

Während die Fallzahlen in Notaufnahmen im 4. Quartal 2022 um 7,6 Prozent zunahmen, stieg die Fallzahl im ÄBD um 24,9 Prozent. Im 1. Quartal 2023 wurde eine Fallzahlzunahme von 5,7 Prozent gegenüber dem Vor­jahresquartal beobachtet, wobei auf den ÄBD eine Zunahme um 20,2 Prozent und auf die Notaufnahmen ein Rückgang um 4,0 Prozent entfiel. Auch die ärztlichen Besuche stiegen nach einem leichten Rückgang um 1,1 Prozent im Jahr 2022 im 1. Quartal 2023 wieder um 6,6 Prozent an.

Die Datenauswertung der vertragsärztlichen und psychotherapeutischen Leistungen zeige sehr deutlich, dass die mehr als 183.000 niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sowie deren hoch engagierte Praxisteams, die ambulante Versorgung weiterhin auf Hochtouren laufen ließen, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dominik von Stillfried.

Dass die Inanspruchnahme der rund 100.000 Praxen nach dem Auslaufen der Coronapandemie erneut um mehr als zwei Prozent gestiegen sei, zeige die Rückkehr zum präpandemischen Normalzustand und das Vertrauen der Bevölkerung in die medizinische Versorgung durch die Arztpraxen.

may/EB

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung