Hausärztinnen- und Hausärzteverband stellt umfassendes Teampraxis-Konzept vor

Berlin – Ein Konzept zur teamorientierten hausärztlichen Versorgung legte heute der Hausärztinnen- und Hausärzteverband vor. Das in Kooperation mit der Universität Heidelberg entwickelte Versorgungskonzept „Hausärztliches Primärversorgungszentrum – Patientenversorgung Interprofessionell“ (kurz HÄPPI) soll Strukturen und Rahmenbedingungen bieten, die neue Formen der Zusammenarbeit im Team ermöglichen.
„Mit HÄPPI antworten wir auf den stetig wachsenden Versorgungsdruck, der unsere Praxen mehr und mehr in die Knie zwingt. Es ist unser Angebot an Politik, Kassen, aber insbesondere an die Hausarztpraxen, wie Teamarbeit künftig unter hausärztlicher Leitung und mit Hilfe digitaler Tools effizienter und zukunftsorientierter gestaltet werden kann“, erläuterte Nicola Buhlinger-Göpfarth, Co-Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes.
Um dies zu erreichen, wurden im Rahmen einer wissenschaftlichen Befragung mögliche Stellschrauben in den Praxisabläufen und der Teamarbeit identifiziert. Ein zentrales Element des Konzeptes ist es, Praxismitarbeitenden je nach Fachkenntnissen und unter hausärztlicher Aufsicht mehr Aufgaben in der Patientenversorgung zu übertragen. So soll eine interprofessionelle hausärztliche Teamstruktur mit einer Zusammenarbeit von Ärzten und nicht-ärztlichen, akademischen Gesundheitsberufen ermöglicht werden.
Zudem soll die Integration von strukturiert erfassten Patient-Reported-Outcomes eine stärkere Patientenzentrierung bewirken. Ein noch effizienteres Praxismanagement soll laut HÄPPI durch einen vermehrten Einsatz von digitalen Tools erreicht werden.
Ziel des Verbandes ist es, dass die „HÄPPI-Praxis“ als ein zusätzliches Angebot künftig die etablierten Praxismodelle ergänzt. Man befinde sich derzeit im Austausch mit Krankenkassen, um eine monetäre Unterstützung innerhalb der hausarztzentrierten Versorgung zu erreichen. Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband Baden-Württemberg plant die Pilotierung von ersten HÄPPI in 2024. Diese Pilotierung soll durch ein externes Institut wissenschaftlich begleitet werden, um aus der Evaluation Optimierungspotenziale für die Weiterentwicklung der HÄPPI zu ziehen.
„Ohne eine stärkere, strukturiertere Delegation von Leistungen, für die keine ärztliche Expertise erforderlich ist, werden wir vielerorts die Versorgung in unseren Praxen nicht mehr stemmen können“, betonte Markus Beier, Co-Bundesvorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes. Natürlich müsse künftig nicht jede Praxis eine HÄPPI-Praxis sein – aber für die Praxen, die stärker im Team arbeiten wollen, gebe es mit HÄPPI nun ein Konzept.
Neben erfolgreichen Finanzierungsverhandlungen mit Krankenkassen brauche es auch die rechtlichen Voraussetzungen, um HÄPPI vollumfänglich umsetzen zu können, so Buhlinger-Göpfarth. Man erwarte von der Politik, dass sie auf dem Weg, Delegation unter dem Dach der Hausarztpraxis neu zu denken und zu leben, unterstützt.
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