Weniger Menschen mit koronarer Herzerkrankung, aber keine Entwarnung

Berlin – Die Zahl der Menschen mit koronarer Herzerkrankung (KHK) in Deutschland hat in den vergangenen Jahren abgenommen. Bei Menschen ab 30 Jahren ging der Anteil der Betroffenen an der Bevölkerung von 2017 bis 2022 um knapp acht Prozent zurück, wie aus aktuellen Daten des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervorgeht. Im vorvergangenen Jahr gab es demnach hierzulande etwa 4,74 Millionen KHK-Patientinnen und Patienten.
„Der positive Trend dürfte mit Lebensstiländerungen wie dem zunehmenden Rauchverzicht und einer verbesserten medizinischen Behandlung der Risikofaktoren für eine koronare Herzkrankheit zusammenhängen“, sagte der WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder.
Trotzdem gebe es „keinen Grund zur Entwarnung“: Die Auswertung habe auch ergeben, dass Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck zugenommen hätten – also Risikofakten für eine koronare Herzerkrankung. Bei Diabetes mellitus Typ 2 stieg der Anteil der betroffenen Patienten an der Bevölkerung von 10,9 Prozent im Jahr 2017 auf 11,1 Prozent im Jahr 2022, bei Bluthochdruck im gleichen Zeitraum von 29,5 auf 30 Prozent.
Regional bestehen bei der koronaren Herzkrankheit laut Auswertung größere Unterschiede. Sehr hohe Krankheitsraten würden vor allem im Osten Deutschlands verzeichnet, erläuterte das WIdO. In Sachsen-Anhalt seien rund zwölf Prozent der Bevölkerung betroffen, in Hamburg hingegen nur sechs Prozent. „Im Vergleich zu 2017 hat sich die große Spanne zwischen hoher Betroffenheit im Osten und einer geringeren Prävalenz in den westlichen Bundesländern allerdings leicht verringert“, teilte Schröder mit.
Die Auswertung wurde für den „Gesundheitsatlas Deutschland“ vorgenommen. Darin lässt sich für mehr als 20 Krankheiten ablesen, wie häufig diese in der Bevölkerung vorkommen – und zwar auch auf Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte.
Interessierte können sich die Daten zudem aufgeschlüsselt nach Alter und Geschlecht anzeigen lassen. Neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind etwa Angaben zu psychischen Erkrankungen, Krebs und Demenz verfügbar. Die Daten reichen bislang nicht weiter zurück als 2017.
Die Auswertung soll nach WIdO-Angaben dazu beitragen, die Aufmerksamkeit für diese Erkrankungen zu erhöhen und Verbesserungen bei beeinflussbaren Risikofaktoren, Präventionsmaßnahmen sowie bei der Patientenversorgung anzuregen.
Die Angaben basieren auf Routinedaten der 27 Millionen AOK- Versicherten und wurden mit einem statistischen Verfahren auf die gesamte Bevölkerung hochgerechnet.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: