Wer in jungen Jahren wenig krank ist, bleibt auch im Alter länger im Job

Berlin – Beschäftigte, die in jungen Jahren wenig krank sind, können auch im Alter länger arbeiten. Dies geht aus dem heute vorgestellten Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse (TK) 2024 hervor.
Das Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen (aQua-Institut) hat dafür die Abrechnungsdaten von mehr als 420.000 TK-versicherten Berufstätigen der Jahrgänge 1948 bis 1956 ausgewertet, die zwischen 2014 und 2023 ein Alter von 67 erreichten oder verstorben waren.
Von den Beschäftigten, die 2012 im Vorfeld des Beobachtungszeitraums keinen einzigen Tag arbeitsunfähig gemeldet waren, waren 14,1 Prozent mit 67 Jahren, also nach ihrem regulären Renteneintritt, immer noch berufstätig. Von den Beschäftigten, die 43 Tage oder mehr krankgeschrieben waren, waren es nur 7,1 Prozent. 2023 waren TK-versicherte Berufstätige ab 50 Jahren durchschnittlich 25,9 Tage krankgeschrieben.
„Es zeigt sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen den Fehlzeiten der Beschäftigten in jüngeren Jahren und dem längeren Arbeiten über das reguläre Renteneintrittsalter hinaus“, sagte Thomas Grobe vom aQua-Institut.
Die Ergebnisse würden verdeutlichen, wie wichtig eine frühzeitige Gesundheitsförderung über alle Altersgruppen hinweg sei, sagte Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse. „Dadurch lassen sich nicht nur kostenintensive Fehlzeiten reduzieren. Je früher Arbeitgeber gesunde Arbeitsbedingungen schaffen, desto länger bleiben die Beschäftigten auch motiviert und leistungsfähig“.
Jeder Dritte will frühzeitig in Rente
Dem TK-Gesundheitsreport zufolge wollen darüber hinaus 31,3 Prozent der befragten Beschäftigten über 50 Jahren vorzeitig in den Ruhestand gehen, 46,9 Prozent zum regulären Renteneintrittsalter mit zumeist 67 Jahren und 17,1 Prozent danach. 4,7 Prozent gaben an, diesen Zeitpunkt bereits überschritten zu haben.
„Der Fachkräftemangel ist eine der ganz großen Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft“, betonte Baas. Insbesondere der Nachwuchs sei knapp und werde von den Personalabteilungen umworben.
„Doch ältere Beschäftigte sind ebenfalls eine wichtige Ressource zur Fachkräftesicherung“, so Baas. Sie verfügten über wertvolles Erfahrungswissen, seien hochqualifiziert, gut vernetzt und ihrem Arbeitgeber in der Regel loyal verbunden. Die Generation über 50 Jahren habe im besten Fall noch mehr als 15 Jahre zu arbeiten. „Die gute Nachricht ist: Ein Großteil der Betriebe hat den Wert der Generation 50 Plus bereits erkannt“, betonte er.
Die Befragung von mehr als 300 Betrieben im ganzen Bundesgebiet hatte ergeben, dass rund drei Viertel der Personalverantwortlichen und Geschäftsführer angaben, dass ihnen die Bindung älterer Beschäftigter in den kommenden drei Jahren besonders wichtig ist.
Arbeitgeber müssen Baas zufolge herausfinden, was sich ihre Beschäftigten wünschen, damit sie bis zum regulären Renteneintrittsalter arbeiten können und dem Betrieb erhalten bleiben. Für den Gesundheitsreport wurde bei Arbeitnehmern ab 50 Jahren und Arbeitgebern nachgefragt, welche konkreten Bedürfnisse bestehen und wie auf diese bereits eingegangen wird.
Besonders wichtig sind den befragten Arbeitnehmern demnach flexiblere Arbeitszeitlösungen. Dies gaben rund 74 Prozent an. „Das setzen viele Arbeitgeber aber laut Studie noch nicht in dem gewünschten Maß um“, sagte Baas. In der Befragung hatten 57 Prozent der Arbeitgeber geantwortet, dass es entsprechende Angebote bei ihnen gebe.
Unterstützung, um den Ruhestand individuell zu gestalten, wünschten sich rund 70 Prozent der Arbeitnehmer, 49 Prozent der befragten Arbeitgeber gingen zu diesem Zeitpunkt bereits darauf ein. Zwei Drittel der Generation 50 Plus wünschte sich zudem ein höheres Gehalt, was von 38 Prozent der Arbeitgeber umgesetzt wird.
Bei der Möglichkeit zwischen Teilzeit und Vollzeit zu wechseln und bei den gesundheitsförderlichen Maßnahmen stimmen Wunsch und Wirklichkeit von Arbeitnehmern und Arbeitgebern der Umfrage zufolge überein.
„Darüber hinaus zeigt die Studie einen deutlichen Zusammenhang zwischen positiver Unternehmenskultur und dem Wunsch der Beschäftigten, später in den Ruhestand zu gehen“, sagte Fabian Krapf, Geschäftsführer des Instituts für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG). „Wer mehr Wertschätzung, Selbstbestimmung und Flexibilität am Arbeitsplatz erlebt, der arbeitet auch länger“.
Für die Erhebung wurden den Angaben zufolge im Januar 2024 bundesweit 1.021 Beschäftigte ab 50 Jahren online befragt. Laut Statistischem Bundesamt sind in Deutschland rund 15,8 Millionen Menschen zwischen 50 und 69 erwerbstätig. Dies entspricht einem guten Drittel aller Erwerbstätigen.
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