Hitze verursacht gesundheitliche Probleme bei Beschäftigten

Hamburg – 23 Prozent der Beschäftigten in Deutschland fühlen sich während ihrer Arbeit bei einer Hitzewelle stark belastet, weitere 40 Prozent mäßig belastet. 26 Prozent fühlen sich wenig und elf Prozent gar nicht belastet. Das geht aus dem DAK-Gesundheitsreport hervor, für den das IGES-Institut bundesweit mehr als 7.000 Beschäftigte befragt hat.
Belastet waren vor allem ältere Menschen. In der Gruppe der 50- bis 65-Jährigen erklärten 29 Prozent, sie seien durch Hitze bei der Arbeit stark belastet. In der Gruppe der 35- bis 49-Jährigen machten 19 Prozent diese Angabe, bei den 18- bis 34-Jährigen war es 20 Prozent.
19 Prozent der Befragten gaben zudem an, durch die Hitze gesundheitliche Probleme zu haben. Dazu zählen vor allem Abgeschlagenheit, Schlafprobleme, Kreislaufbeschwerden und Kopfschmerzen. 13 Prozent der Beschäftigten mit gesundheitlichen Problemen suchten in der Folge einen Arzt auf, ein weiteres Prozent musste in die Notaufnahme. 23 Prozent suchten keinen Arzt auf, obwohl es aus ihrer Sicht eigentlich notwendig gewesen wäre.
Die meisten Beschäftigen, die durch die Hitze gesundheitliche Probleme bekommen haben, sind trotz dieser Probleme zur Arbeit gegangen. Gut ein Prozent aller Befragten hat sich wegen der gesundheitlichen Probleme krankgemeldet, ein weiteres Prozent wurde krankgeschrieben.
In dem DAK-Report wurde darüber hinaus ein weiteres Indiz für einen Zusammenhang zwischen Hitze und Krankschreibungen gefunden: Im Jahr 2018 lag die Anzahl neuer AU-Fälle je 10.000 Versicherte für Krankheiten des Kreislaufsystems in der besonders heißen Woche vom 30. Juli bis 5. August bei 10.
Die mittlere Tagestemperatur in dieser Woche betrug 24,5 °C. In der entsprechenden Woche des Jahres 2023, bei der die mittlere Tagestemperatur 17,1 °C betrug, lag die Anzahl neuer AU-Fälle für Krankheiten des Kreislaufsystems bei 5,1.
Stark belastet während einer Hitzewelle sind insbesondere Pflegende: 49 Prozent der befragten Pflegekräfte machten diese Angabe. Von den Beschäftigten im Bau und im Handwerk erklärten 28 Prozent, sie seien stark belastet.
Über zwei Drittel der Beschäftigten erlebten dem Report zufolge Leistungseinschränkungen während Hitzeperioden im Sommer 2023: zwölf Prozent hatten deutliche Leistungseinschränkungen, 57 Prozent leichte. 53 Prozent erklärten, sie seien bei Hitze nicht so produktiv wie sonst, 42 Prozent gaben an, dass sie sich nicht so gut konzentrieren konnten.
Ergebnisse sind alarmierend
„Hitze ist das größte durch den Klimawandel bedingte Gesundheitsrisiko in Deutschland – auch für die Beschäftigten. Unser Report zeigt alarmierend, wie Hitzewellen bereits jetzt die Arbeitsbedingungen beeinflussen und sich auf Wohlbefinden, Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten auswirken“, kommentierte der Vorstandsvorsitzende der DAK, Andreas Storm, die Ergebnisse des Reports.
„Beim Klima- und Hitzeschutz brauchen wir eine Bewusstseinswende und mehr Aufklärung. Das Thema muss eine Führungsaufgabe werden, um die Gesundheit der Beschäftigten zu schützen und so die Wirtschaft zu stärken.“
„Es ist alarmierend, dass fast jeder fünfte Beschäftigte hitzebedingte Gesundheitsprobleme kennt“, sagte Volker Nürnberg, der als Experte für Betriebliches Gesundheitsmanagement den DAK-Gesundheitsreport fachlich begleitete. „Betriebe müssen zeitnah alle Arbeitsprozesse und -abläufe an Hitzeperioden anpassen und Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiterschaft ergreifen.“
„Die neue DAK-Studie über die Auswirkungen von Hitze auf die Beschäftigten ist ein ganz klarer Handlungsauftrag an Politik und Wirtschaft“, betonte die geschäftsführende Direktorin des Centre for Planetary Health Policy (CPHP), Maike Voss.
„Die ersten Hitzerekorde haben wir 2024 bereits im Frühling erlebt. Jetzt ist es höchste Zeit, sich auf einen heißen Sommer im Betrieb vorzubereiten.“ Hierfür müssten Unternehmen genau wissen, welche Beschäftigten im eigenen Betrieb besonders gefährdet sind und welche Schutzmaßnahmen wirksam und erprobt sind.
„Hitzeschutz ist eine Führungsaufgabe“, betonte auch Voss. „Wir brauchen noch mehr Aufmerksamkeit für dieses Thema. Der bundesweite Hitzeaktionstag am 5. Juni dieses Jahres ist eine gute Möglichkeit, um das Thema in das eigene Unternehmen zu tragen.“
Voss erklärte, dass jetzt auch überlegt werden müsse, wie der Arbeitsschutz langfristig verbessert werden könne. „Wir wissen, dass der Klimawandel weiter voranschreiten wird“, sagte sie. Deshalb sei es in den Unternehmen jetzt notwendig, diese Debatten zu führen.
Dabei dürfe es jedoch nicht nur um den Hitzeschutz gehen, sondern es müsse auch um den Klimaschutz gehen – also um die Reduktion der Treibhausgasemissionen. „Solche Gespräche sind nicht immer ganz einfach“, sagte Voss. Die DAK-Umfrage habe jedoch auch ergeben, dass sich 66 Prozent der Beschäftigten mehr Klimaschutz wünschen. Darauf könne man aufbauen.
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