Politik

Werben für Kinderrechte im Grundgesetz und Bundeskinder­beauftragten

  • Mittwoch, 20. September 2023
/Jacob Lund, stock.adobe.com
/Jacob Lund, stock.adobe.com

Berlin – Kinderrechte gehören ins Grundgesetz und Deutschland braucht einen Kinderbeauftragten der Bun­desregierung. Zum Weltkindertag haben sich Politik und Ärzteschaft heute für ein größeres Augenmerk auf die Kinder im Land eingesetzt.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) betonte, dass Kinderrechte ins Grundgesetz geschrieben werden müssten. „Alle Kinder verdienen besondere Aufmerksamkeit, Schutz und Förderung auf dem Weg ins Erwach­senenleben“, sagte sie.

Sei ein Land kinderfreundlich, tue das der ganzen Gesellschaft gut. Kinder und Jugendliche würden heute in belastenden Zeiten aufwachsen. Umso wichtiger sei es, ihnen eine Stimme zu geben.

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) drängt die Bundesregierung dazu, einen Kinderbeauf­tragten zu ernennen. „Derzeit gibt es 48 Beauftragte und Koordinatoren der Bundesregierung mit den ver­schiedensten Zuständigkeiten. Da muss ich mich wirklich wundern, dass kein Kinderbeauftragter darunter ist“, sagte Thomas Fischbach, Präsident des BVKJ, anlässlich des heutigen Weltkindertages.

Auch das Kinderhilfswerk Unicef fordere seit vielen Jahren von Deutschland einen Kinderbeauftragten. „In den Bundesländern Brandenburg, Hessen, Sachsen und Sachsen-Anhalt gibt es bereits Kinderbeauftragte auf Landesebene. Warum nicht auch auf Bundesebene?“ fragte der BVKJ-Präsident.

Er betonte, die Rechte und Interessen von Kindern sollten bei allen politischen Entscheidungen viel stärker berücksichtigt werden als bisher. Dazu brauche es jemanden, der bei Querschnittsaufgaben, die Kinder be­träfen, koordiniere, ihre Interessen wahre und als Ansprechpartner für ihre Belange zur Verfügung stehe.

Einen stärkeren Fokus auf die Kindergesundheit fordert auch die Ärztekammer Hamburg. „Die Folgen der Pandemie sind bei Kindern und Jugendlichen noch längst nicht überwunden. Viele Familien finden keine kinderärztliche Praxis. Und auch die Versorgung mit Fiebersäften und Antibiotika für Kinder bleibt in diesem Herbst und Winter eine Herausforderung“, fasste Kammerpräsident Pedram Emami die Probleme zusammen.

Die Zahl der zu versorgenden Kinder und Jugendlichen ist laut der Kammer auch wegen der nach Hamburg geflüchteten Menschen gestiegen. Viele dieser Kinder hätten keine feste betreuende Kinderärztin oder einen Kinderarzt.

Reduzierte stationäre Behandlungsressourcen sowie ein Mangel an Antipyretika und Antibiotika für Kinder kämen erschwerend hinzu. „Wir sind der Meinung, dass die Stadt Hamburg hier dringend handeln muss, um die Kinder zu schützen und ihre Gesundheit nachhaltig zu verbessern“, hieß es aus der Kammer.

Auf die mentalen Belastungen, denen Kinder und Jugendliche ausgesetzt sind, weist der Bundesverband für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie (bkj) anlässlich des Weltkindertages hin.

Zwar sei erfreulich, dass die psychischen Bedürfnisse von Jugendlichen deutlicher wahrgenommen würden, andererseits sei die Umsetzung notwendiger Maßnahmen zu langsam, kritisierte die Vorsitzende des Verbandes, Inés Brock-Harder.

Zudem seien die regionalen Unterschiede erheblich: „Unterschiede zwischen Städten und ländlichen Räumen, zwischen armen und reichen Bundesländern und Kommunen lassen viele Jugendliche und Familien unver­sorgt, das ist ein Skandal, der noch nicht diskutiert wird“, so die Expertin.

Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention weist anlässlich des Tages auf einen großen Auf­klärungsbedarf über Depression an Schulen hin. Depression gehörten zu den häufigsten psychischen Er­krankungen bei Jugendlichen. Etwa sechs Prozent aller Jugendlichen erkrankten daran. Das seien im Schnitt ein bis zwei Schüler pro Klasse.

„Fast jeder Mensch wird im Laufe seines Lebens mit Depression in Berührung kommen – sei es durch eine eigene Erkrankung oder als Angehöriger im Familien- oder Freundeskreis. Wegen dieser Häufigkeit und Schwere der Erkrankung gehört das Thema Depression in die Lehrpläne von Schulen, ähnlich wie Suchter­kran­kungen“, forderte der Vorsitzende der Stiftung, Ulrich Hegerl.

dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung