Ärzteschaft

Wissenschaftliche Evidenz Voraussetzung für Versorgung internistischer Erkrankungen

  • Freitag, 12. September 2025
/Zerbor, stock.adobe.com
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Wiesbaden – Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) fordert für die Medizin der Zukunft eine klare Orientierung an wissenschaftlicher Evidenz. Entscheidend sei außerdem, offen für Innovationen und neue Technologien zu sein und das Fach stärker interprofessionell auszurichten.

Das geht aus dem neuen Strategiepapier der DGIM „Die Innere Medizin 2025/2030“ hervor. Es ist in der Fachzeitschrift Die Innere Medizin erschienen (2025; DOI: 10.1007/s00108-025-01975-5).

Das Papier beschreibt aktuelle Herausforderungen für die Medizin und zeigt auf, welche Rolle die Innere Medizin in den derzeitigen Entwicklungen in Forschung und Gesundheitssystem spielt.

„Wir sehen zahlreiche Entwicklungen in Wissenschaft, Technologie, Gesellschaft und Politik, die sich bereits heute auf unsere Forschung und die Patientenversorgung auswirken“, erläuterte Georg Ertl, Generalsekretär der DGIM, der das Strategiepapier federführend verfasst hat.

Ein zentrales Thema des Strategiepapiers ist die Förderung des internistischen Nachwuchses. Fast ein Drittel der Mitglieder ist unter 40 Jahre alt, viele davon Frauen.

Der Wandel in der Berufs- und Lebensplanung junger Medizinerinnen und Mediziner beeinflusst damit auch die Ausrichtung der DGIM. Die Fachgesellschaft engagiere sich daher mit Stipendien, Förderpreisen und strukturellen Maßnahmen besonders für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Als weiteres Handlungsfeld benennt das Positionspapier die zunehmende Multimorbidität. Die komplexe Versorgung multimorbider Patienten erfordere eine starke, generalistisch verankerte Innere Medizin. Gleichzeitig stelle die zunehmende Spezialisierung innerhalb des Fachgebiets eine Herausforderung dar, die durch koordinierte Zusammenarbeit und sektorenübergreifende Versorgungskonzepte adressiert werden müsse.

Die Digitalisierung wird im Strategiepapier als Chance für Effizienzsteigerung und Bürokratieabbau beschrieben. Dabei betont die DGIM die Notwendigkeit, digitale Lösungen stärker an medizinischen Prozessen auszurichten und Ärztinnen und Ärzte in der Anwendung gezielt zu schulen.

Skeptisch äußert sich die DGIM zur Ökonomisierung des Gesundheitswesens. Marktmechanismen hätten nicht zu einer Dämpfung der Kostenentwicklung geführt, vielmehr seien Fehlanreize entstanden. In diesem Zusammenhang wird auch die Rolle medizinischer Expertise in Klinikleitungen betont.

Eine rein betriebswirtschaftliche Steuerung könne die Versorgung nicht verbessern. Die Fachgesellschaft fordert deshalb, ärztliche Verantwortung und fachliche Qualität in der Steuerung medizinischer Einrichtungen zu stärken.

Die Vorsitzende der DGIM, Dagmar Führer-Sakel von der Universitätsmedizin Essen, sieht die Innere Medizin als Zukunftsmotor für das Gesundheitswesen wie auch für eine gesündere Gesellschaft.

„Dazu gehört, dass wir Prävention endlich priorisieren müssen, Patient Reported Outcome Measures in den Fokus nehmen, und Interdisziplinarität und -professionalität mit digitalen Innovationen in neuen Strukturen vereinen“, sagte sie. 

Um diese Ziele zu erreichen, setze die Fachgesellschaft auf einen engen Dialog zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Neben der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses sollen auch neue Konzepte etwa zum ärztlichen Umgang mit KI und anderen digitalen Technologien und Programme für eine nachhaltige Medizin vorangetrieben werden.

„Wir übernehmen Verantwortung für die Zukunft unseres Faches und wollen im Rahmen unserer wissenschaftlichen Möglichkeiten Evidenz zu gesellschaftlichen und politischen Debatten beisteuern“, betonte Ertl.

hil

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