Politik

Zahl der Alkoholtoten in Bayern stagniert

  • Dienstag, 15. August 2017
/Max Tactic, stock.adobe.com
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München – In Bayern sterben jedes Jahr mehr als 1.700 Menschen an den Folgen von zu viel Alkohol. 270.000 gelten als alkoholabhängig. Außerdem haben Betrunkene einen hohen Anteil an den registrierten Gewaltdelikten im Freistaat. Die Grünen fordern deshalb mehr Prävention.

Mehr als 1.700 Menschen in Bayern sind zuletzt jedes Jahr an den Folgen von zu hohem Alkoholkonsum gestorben. Dem Statistischen Bundesamt zufolge gab es 2015 1.736 Sterbefälle durch alkoholbedingte Krankheiten. In den vier Jahren davor waren es ähnlich viele. Die Zahlen schwanken zwischen 1.730 und 1.811 Todesfällen. Mehr als die Hälfte der Alkoholtoten sind demzufolge Männer im Alter von 45 bis 64 Jahren.

180 ambulante Beratungs- und Behandlungsstellen

17,4 Prozent der Erwachsenen im Freistaat haben laut Innenministerium einen gesund­heitsgefährdenden Alkoholkonsum und 270.000 Menschen gelten als alkoholabhängig. Die Vorsitzende der Landtags-Grünen, Katharina Schulze, bezeichnete das als „alarmierend“.

Für die Betroffenen und deren Angehörige stünden flächendeckend rund 180 ambulan­te psychosoziale Beratungs- und Behandlungsstellen zur Verfügung, machte Gesund­heitsministerin Melanie Huml (CSU) heute deutlich. Der Freistaat wende jedes Jahr rund eine Million Euro für Präventionsmaßnahmen gegen Alkoholmissbrauch auf. „Ich bin optimistisch, dass die Projekte in Bayern gegen den Alkoholmissbrauch weiterhin Früchte tragen“, sagte Huml weiter.

Unvollständige Zahlen

Für die Statistik zu den Alkoholtoten werden mehr als zwei Dutzend alkoholbedingte Todesursachen aufgelistet – von der Alkoholvergiftung über die Entzündung des Magens bis zur Leberzirrhose. Die Landtags-Grünen hatten die Zahlen zu den Alkoholtoten in Bayern in einer schriftlichen Anfrage an den Landtag angefordert.

Das Innenministerium weist in seiner Antwort darauf hin, dass die Zahlen jedoch unvollständig sind. Denn in die Statistik seien nicht die Sterbefälle eingeflossen, bei denen neben dem Alkoholkonsum noch andere Krankheiten wie Krebserkrankungen zum Tod geführt hatten. Die Zahlen dürften demzufolge deutlich höher liegen.

Nach Schätzungen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) sterben jährlich 74.000 Menschen in ganz Deutschland wegen Alkoholkonsums oder kombinierten Konsums von Alkohol und Tabak. Für Bayern ergäbe das rein rechnerisch eine Zahl von etwa 12.000 Menschen, die unter anderem an den Folgen von zu viel Alkohol gestor­ben sind. Eine genaue Statistik gibt es dazu nicht.

Alkohol spielte zudem bei fast sieben Prozent aller im Freistaat begangenen Straftaten eine Rolle: Von den im Jahr 2016 insgesamt 614.520 Fällen passierten der Polizeilichen Kriminalstatistik zufolge 41.430 unter Alkoholeinfluss. Zudem waren gut 36 Prozent aller Gewaltdelikte von betrunkenen Tatverdächtigen begangen worden. Das betrachtet Schulze als „Sicherheitsproblem“. Auch deswegen forderte die Grünen-Abgeordnete Schulze mehr Prävention.

Gesundheitsministerin Huml verwies auf Erfolge beim Vorgehen gegen übermäßigen Alkoholkonsum junger Rauschtrinker. 2015 seien 4.656 Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren wegen akuten Rausches ins Krankenhaus gekommen. Das seien 156 weniger gewesen als 2014. Drei Jahre zuvor waren es sogar 5.649 Fälle gewesen. „Wir müssen aber auch künftig entschieden gegen das Problem vorgehen“, sagte Huml.

dpa

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