Vermischtes

Alkohol: Experten fordern Verbot am Steuer

  • Donnerstag, 11. Mai 2017
/benjaminnolte, stock.adobe.com
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Berlin – Angesichts von tausenden Verletzten und mehr als 250 Toten durch Alkohol­un­fälle haben Experten ein absolutes Alkoholverbot am Steuer gefordert. Fast jeder 14. Un­falltote sei 2015 gestorben, weil einer der Beteiligten zu viel Alkohol getrunken hatte, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR), Chris­tian Kellner, heute in Berlin zum Start der Aktionswoche Alkohol. „Auch wenn die Zahl der alkoholbedingten Unfälle insgesamt rückläufig ist, sie sind besonders folgenschwer“, warn­te Kellner. 2015 starben 256 Menschen bei Alkoholunfällen, etwa 16.500 wurden verletzt.

Es sind nach Angaben der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) vor allem junge Männer, die trotz Alkoholkonsums das Auto nicht stehen lassen. Sie überschätzten oft ihre Fahrtüchtigkeit und seien extrem risikobereit. Alkoholisierte Männer im Alter von 21 bis 25 Jahren sind demnach mit Abstand am häufigsten an Unfällen mit Personenschä­den beteiligt. Alkohol ist auch ein Problem im öffentlichen Verkehr. Zur Partyzeit etwa häufen sich Vorfälle in Bahnen und Bussen durch enthemmte Fahrgäste.

Die Gefahrenschwelle, bei der sich Alkohol negativ auf die Fahrtüchtigkeit auswirkt, be­ginnt dem Verkehrssicherheitsrat zufolge bereits bei 0,2 bis 0,3 Promille. Bei dem vom Gesetzgeber festgelegten Grenzwert von 0,5 Promille sei das Risiko, in einen Unfall verwickelt zu werden, bereits doppelt so hoch wie in nüchternem Zustand.

Die Aktionswoche Alkohol, die alle zwei Jahre stattfindet und am Samstag beginnt, soll zum kritischen Umgang mit Alkohol anregen. Bundesweit sind bis zum 21. Mai wieder hunderte Veranstaltungen geplant, an denen sich unter anderem Selbsthilfegruppen, Fachkliniken, Ärzte, Apotheker und Beratungsstellen beteiligen. Schwerpunktthema ist Alkohol im Straßenverkehr.

DHS-Geschäftsführer Raphael Gaßmann forderte, den Alkoholverkauf nach 22 Uhr zu verbieten. „Ein nächtliches Verkaufsverbot schränkt zumindest den spontanen Alkohol­konsum deutlich ein und mit ihm die Exzesse, die andere gefährden“, erklärte Gaß­mann. Gerade Tankstellen seien „ein Brennpunkt“. Es gebe daher keinen vernünftigen Grund, Tankstellen einen Verkauf von Rausch- und Suchtmitteln zu erlauben.

In Deutschland sterben jedes Jahr rund 74.000 Menschen an den Folgen von Alkohol oder durch den kombinierten Konsum von Alkohol und Tabak. Alkoholabhängigkeit ist das größte Suchtproblem hierzulande. Übermäßiger Alkoholkonsum erhöht das Risiko zum Beispiel für Krebserkrankungen, neurologische Störungen, Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems, Störungen im Verdauungssystem und vor allem für Leberkrank­heiten.

Studien zufolge weisen 13,1 Prozent der Frauen und 18,5 Prozent der Männer tenden­ziell einen riskanten Konsum auf. „Jedem muss klar sein: Alkohol ist kein Lebens-, son­dern ein Genussmittel“, erklärte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU). Nötig sei ein bewussterer und risikoärmerer Alkoholkonsum. „In der Schwangerschaft, am Arbeitsplatz und am Steuer müssen Bier, Wein und Co. tabu sein“, forderte Mortler.

afp

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