Politik

Zahl der Drogentoten erneut gestiegen

  • Montag, 8. Mai 2017
Legal Highs, Quelle: /dpa
/dpa

Leipzig – In Deutschland sind im vergangenen Jahr 1333 Menschen durch Drogenkon­sum gestorben. Die Zahl der Rauschgifttoten stieg damit gegenüber dem Vorjahr um neun Prozent – und bereits zum vierten Mal in Folge, wie die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler (CSU) und der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch, heute in Berlin mitteilten. Nur 2008 gab es zuletzt mit 1.449 mehr Drogentote.

Besonders stark nahmen im vergangenen Jahr Todesfälle im Zusammenhang mit dem Kon­sum sogenannter Designerdrogen zu. 2016 wurden 98 Tote durch Legal Highs regis­triert, das waren fast dreimal so viele wie Vorjahr. 2015 starben 39 Menschen infolge des Konsums solcher neuer psychoaktiver Stoffe (NPS), die meist über Online­shops als ver­meintlich unbedenkliche Kräutermischungen, Badesalze, Luft­erfrischer oder Pflanzen­dün­ger deklariert und verkauft werden. Ihre Zusammen­setzung ist oft nicht bekannt, was hohe Risiken für die Konsumenten birgt. Die Nebenwirkungen der psychoaktiven Stoffe reichen von Übelkeit, Herzrasen und Erbrechen bis hin zu Bewusstlosigkeit und Tod.

Bis vor kurzem wurde nur ein geringer Teil der neuen psychoaktiven Substanzen von der Drogengesetzgebung erfasst. Sobald ein einzelner Wirkstoff verboten wurde, tauchte nach kurzer Zeit bereits ein neuer auf dem Drogenmarkt auf. Ende 2016 trat ein neues Gesetz in Kraft, das diese Lücke schließen soll und Handel, Einfuhr, Verbreitung sowie Herstellung von neuen psychoaktiven Stoffen verbietet und unter Strafe stellt. Statt ein­zelner Stoffe können nun ganze Stoffgruppen verboten werden.

Schlechte Nachrichten

„Dass die Drogentotenzahlen zum vierten Mal in Folge angestiegen sind, ist keine gute Nachricht“, erklärte Mortler. Problematisch seien die immer größere Bandbreite verfüg­ba­rer Substanzen und der zunehmende Mischkonsum. Bei der Prävention müsse daher deut­lich früher angesetzt werden.

Bei den im Zusammenhang mit Designerdrogen registrierten Drogentoten wurden dem­nach 2016 erstmals auch die Todeszahlen durch synthetische Opioide, das sind syntheti­sche Schmerzmittel, erfasst. Werden sie aus der Statistik herausgerechnet, bleiben aber immer noch 76 Drogentote im vergangenen Jahr.

Cannabis ist dem Drogenbericht zufolge nach wie vor das mit Abstand am weitesten ver­breitete Betäubungsmittel in Deutschland. Aber auch bei anderen Drogen stiegen die beschlagnahmten Mengen. So wurden im vergangenen Jahr 330 Kilogramm Heroin kon­fis­ziert, was einer Zunahme von 57 Prozent entspricht. Auch auch bei Amphe­taminen, Ecstasy und Haschisch fielen den Sicherheitsbehörden größere Mengen in die Hände. Der Internethandel macht Drogen leichter verfügbar. In der polizeilichen Krimalstatistik wurden 2016 mehr als 2000 Rauschgiftfälle im Zusammenhang mit dem Internet regis­triert. Das Dunkelfeld dürfte aber deutlich größer sein.

„Rauschgifthandel im Internet nimmt immer weiter zu“, warnte BKA-Chef Münch. Weil on­line nicht nur Drogen, sondern auch Kreditkartendaten oder Waffen gehandelt würde, be­mühe sich das BKA, mehr „Cybercops“ zu gewinnen und auszubilden. 2016 erfasste die Polizei rund 302.600 Fälle von Rauschgiftkriminalität, das waren sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Parallel dazu nahm die Zahl der Tatverdächtigen um sechs Prozent zu.

afp

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