Zahl der gesetzlich Versicherten auf Rekordhoch
Berlin – Die Zahl der gesetzlich Versicherten ist zum 1. Dezember 2017 auf das Rekordhoch von 72,7 Millionen gestiegen. Diese Zahl nannte Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands, der Rheinischen Post. Demnach sind 2016 zum fünften Mal in Folge mehr Menschen von einer privaten Krankenversicherung in eine gesetzliche Krankenkassen gewechselt als umgekehrt.
Während 129.100 die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) in Richtung eines privaten Versicherungsunternehmens verlassen hätten, seien 130.200 den umgekehrten Weg gegangen, betonte Pfeiffer. Sie erklärte, man könne in Deutschland „sehr froh sein, dass wir ein System haben, das über 90 Prozent der Bevölkerung auf einem so hohen Niveau versorgt, und zwar ohne Ansehen der Person oder des Geldbeutels“.
Strukturreformen angemahnt
Pfeiffer forderte heute darüber hinaus die Politik auf, die gute Finanzlage zu dringenden Strukturreformen zu nutzen. Als Beispiel nannte sie das Nebeneinander von niedergelassenen Ärzten und Krankenhäusern. „Es ist die Aufgabe der Politik, dafür zu sorgen, dass Kliniken und niedergelassene Ärzte endlich Hand in Hand für die Versorgung der Patienten arbeiten, statt sich darum zu streiten, wer am meisten aus den Portemonnaies der Beitragszahler bekommt“, sagte sie.
Die Strukturen müssten sich nach den Patienten richten und nicht umgekehrt. Das seien Politik, Ärzte, Kliniken, Apotheken und Krankenkassen den gesetzlich versicherten Menschen schuldig, unterstrich Pfeiffer. Das Geldpolster der GKV ist in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres auf 24 Milliarden Euro gestiegen.
Zugleich bekräftigte Pfeiffer ihre Kritik daran, dass die Krankenkassen viel zu wenig Geld vom Staat erhalten, um Hartz-IV-Empfänger medizinisch zu versorgen. „Arbeitslosengeld II ist eine staatliche Sozialleistung“, sagte sie. Deshalb müsse der Staat ausreichend Geld dafür zur Verfügung stellen. Die Monatspauschale belaufe sich aber nur auf 97 Euro pro Person, während die Versorgungskosten deutlich höher lägen.
Für Arbeitslosengeld-II-Empfänger, die privat versichert sind, erhalten deren Versicherungsunternehmen bis zu 341 Euro pro Person. „Es kann doch nicht sein, dass die solidarische gesetzliche Krankenversicherung, die über 90 Prozent der Bevölkerung versorgt, vom Staat schlechter behandelt wird als private Versicherungen“, sagte Pfeiffer.
Vor Kurzem kam ein Gutachten für das Gesundheitsministerium zu dem Ergebnis, dass die Bundesregierung den Krankenkassen jedes Jahr fast zehn Milliarden Euro weniger erstattet, als für die Versorgung von Hartz-IV-Beziehern nötig wäre. Demnach decken die Überweisungen des Staates an die Kassen nur 38 Prozent der Ausgaben für Arbeitslosengeld-II-Bezieher, Aufstocker und Arbeitslose.
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