Zentrale Ethikkommission bei der Bundesärztekammer wird internationaler

Berlin – Die Zentrale Ethikkommission bei der Bundesärztekammer (ZEKO) übersetzt angesichts der zunehmenden Internationalität von medizinischen Fragestellungen ab sofort ihre Stellungnahmen auch ins Englische.
Anlässlich der heutigen 100. ZEKO-Sitzung erfolgte die Veröffentlichung der englischen Fassungen der aktuellen Stellungnahmen zur „Bereitstellung und Nutzung von Behandlungsdaten zu Forschungszwecken“, zur „Ärztlichen Verantwortung an den Grenzen der Sinnhaftigkeit medizinischer Maßnahmen (Umgang mit „Futility“) “ sowie zur „Entscheidungsunterstützung ärztlicher Tätigkeit durch Künstliche Intelligenz“.
Die Themen verdeutlichen die Spannbreite der ethischen Fragestellungen im ärztlichen Alltag, mit denen sich die ZEKO seit fast 30 Jahren befasst. Mit ihr verfügt die Ärzteschaft als einzige Berufsgruppe über ein eigenes interdisziplinär besetztes, gesellschaftsorientiertes und zugleich binnenorientiertes Sprachrohr.
„Die Zentrale Ethikkommission bei der Bundesärztekammer (BÄK) trägt durch ihre sorgfältig abgewogenen Stellungnahmen dazu bei, dass die ärztliche Positionierung bei zentralen ethischen Fragestellungen maßgeblich und in enger Anbindung an die verfasste Ärzteschaft erarbeitet werden kann. Wir sind den ehrenamtlich tätigen Mitgliedern für ihr großes Engagement in hohem Maße dankbar“, sagte der Präsident der BÄK, Klaus Reinhardt.
Insbesondere in den vergangenen Jahren ist die Bedeutung des unabhängigen Gremiums durch den Wissenszuwachs und die technologische Entwicklung in der Biomedizin bei gleichzeitiger relativer Ressourcenknappheit gewachsen. Die bislang 28 Stellungnahmen der ZEKO, deren bis zu 16 Mitglieder sowohl aus Recht und Medizin als auch aus diversen Natur- und Geisteswissenschaften stammen, werden vielfach beachtet.
In der aktuellen Amtsperiode befasst sich die ZEKO beispielsweise mit den Themen „Klimawandel und ärztliche Verantwortung“ sowie – auf Initiative des 126. Deutschen Ärztetages 2023 – mit „Finanziellen Anreizen in der Patientenversorgung“.
„Es ist von großer Bedeutung, dass die Ärzteschaft mit der Arbeit der ZEKO einen Reflexionsraum und ein Sprachrohr hat, das sich sowohl nach innen an die Ärzteschaft als auch nach außen an die Gesellschaft wendet“, erklärt Eva Winkler, amtierende Vorsitzende der ZEKO.
Der Unabhängigkeit von Ethik-Kommissionen komme unverändert eine besondere Bedeutung zu, insbesondere, da in vielen gesellschaftlichen Bereichen derzeit tiefgreifende Paradigmenwechsel stattfänden. „Die ZEKO möchte hier Orientierung bieten und frühzeitig Leitplanken für ärztliches Handeln aufzeigen.“
Zum Hintergrund: Bereits 1994 hatten komplexe medizinethische Probleme den Vorstand der Bundesärztekammer veranlasst, zusätzlich zu den vorhandenen medizinischen Ethikkommissionen eine Zentrale Kommission zur Wahrung ethischer Grundsätze in der Medizin und ihren Grenzgebieten bei der Bundesärztekammer zu errichten.
Das Besondere an der ZEKO ist ihre Unabhängigkeit. Sie sucht sich ihre Themen selbst und sie veröffentlicht ihre Stellungnahmen mit konkreten Handlungsempfehlungen, ohne dass der Vorstand der Bundesärztekammer diese beschlossen hat.
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