Ärzteschaft

Zuwachs vor allem bei Kinder- und Jugendlichen­psychotherapeuten

  • Dienstag, 10. Januar 2023
/Prostock-studio, stock.adobe.com
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Berlin – Die Zahl der ambulant arbeitenden Psychotherapeuten in Deutschland ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Haben 2011 noch 23.622 von ihnen an der Versorgung teilgenommen, waren es Ende 2021 37.481. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion hervor.

Danach ist der Anstieg auch auf die stark steigende Zahl der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten zurück­zuführen, die sich den Angaben zufolge von 4.322 im Jahr 2013 auf 7.072 im Jahr 2021 erhöht hat.

Zum 31. Dezember 2021 gab es laut der Antwort in 74 von 392 Planungsbereichen Zulassungsmöglichkeiten für die Fachgruppe der Psychotherapeuten, dies entspricht 19 Prozent der Planungsbereiche. Es wurde in keinem Planungsbereich Unterversorgung oder drohende Unterversorgung festgestellt.

Bundesweit sind laut der Bundesregierung insgesamt 6.041 Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten oberhalb der Sperrgrenze tätig, also oberhalb eines Versorgungsgrades von über 110 Prozent. Hinsichtlich der Wartezeiten auf eine psychotherapeutische Behandlung existieren der Antwort zufolge keine validen Daten, die einen vollständigen Überblick ermöglichen.

Nach den Ergebnissen einer am 8. Dezember 2022 veröffentlichten Versichertenumfrage des GKV-Spitzenver­bands vergingen für 79 Prozent der gesetzlich Versicherten weniger als vier Wochen von der Terminvereinba­rung bis zum ersten persönlichen Kontakt, so die Autoren der Antwort auf die Kleine Anfrage.

An den persönlichen Erstkontakt schließt sich die Zeit bis zum Beginn einer Therapie an: Dies dauert laut der Umfrage für 93 Prozent maximal vier Wochen: 47 Prozent können die Therapie innerhalb einer Woche be­ginnen. Bei je einem knappen Viertel sind es ein bis zwei und zwei bis vier Wochen. Bei sieben Prozent dauert es länger als vier Wochen von dem ersten persönlichen Kontakt bis zum Therapiebeginn.

Die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) verwies angesichts der Antworten heute darauf, dass die langen Wartezeiten auf eine ambulante Psychotherapie ein bekanntes Problen sind. Deshalb ziele der Koalitionsver­trag von SPD, Grünen und FDP auch auf Verbesserungen ab.

Allerdings setze die Bundesregierung wohl dennoch auf Instrumente der Einzelfallentscheidung, schreibt die BPtK angesichts der Antwort. „Ermächtigungen und Sonderbedarfszulassungen können das strukturelle Prob­lem von fehlenden Kassensitzen insbesondere in ländlichen und strukturschwachen Regionen nicht lösen“, sagte BPtK-Präsident Dietrich Munz.

Er mahnte eine „eine echte Reform der Bedarfsplanung“ an, die eine zeitnahe und wohnortnahe Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen sicherstelle. „Insbesondere für Kinder und Jugendliche, ältere oder sozial benachteiligte Menschen sind lange Anfahrtswege in die Psychotherapiepraxis nicht machbar.“

Die Ampelkoalition hat im Koalitionsvertrag vereinbart, die psychotherapeutische Bedarfsplanung zu refor­mieren, um Wartezeiten auf einen Behandlungsplatz, insbesondere für Kinder und Jugendliche, aber auch in ländlichen und strukturschwachen Gebieten deutlich zu reduzieren.

Um dieses Ziel umzusetzen, hält es die BPtK für notwendig, die allgemeinen Verhältniszahlen für die Arzt­gruppe der Psychotherapeuten um mindestens 20 Prozent abzusenken. Dadurch würden rund 1.600 zusätz­liche Kassensitze insbesondere in ländlichen und strukturschwachen Regionen entstehen.

Außerdem sollten Psychotherapeuten, die ausschließlich Kinder und Jugendliche behandeln, in einer eigenen Arztgruppe geplant werden, damit das Versorgungsangebot für psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche gezielt weiterentwickelt werden kann.

hil

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