Nach Terroranschlag: Rettungskonzept hat funktioniert

Berlin – Das Rettungskonzept für den sogenannten „Massenanfall von Verletzten“ hat funktioniert. Das hat der Chef der Berliner Feuerwehr, Landesbranddirektor Wilfried Gräfling, heute auf der Pressekonferenz zum mutmaßlichen Terroranschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt erklärt.
Nachdem zuerst bei der Feuerwehr ein Unfall gemeldet worden sei, habe sich zügig herauskristallisiert, dass es sich um einen „Massenanfall von Verletzten“ handele. „Das ist ein Schadensereignis, bei dem eine Vielzahl von Menschen betroffen sind und bei dem wir mit einer Vielzahl von verletzten Personen rechnen müssen“, erläuterte Gräfling. Das Konzept habe letztlich dazu geführt, dass 153 Einsatzkräfte vor Ort gewesen seien. Darüber hinaus habe es Unterstützung von 80 Kräften von Hilfsorganisationen, insbesondere dem Deutschen Roten Kreuz, gegeben.
Gräfling betonte, das Konzept, das nicht erst seit den Terroranschlägen existiere und bundesweit Standard sei, sei zuletzt im Hinblick auf drohende Terroranschläge validiert und angepasst worden. Die Einsatzkräfte seien daher „in gewisser Art und Weise vorbereitet“ gewesen. Trotzdem habe man für neun Menschen vor Ort nichts mehr tun können. 52 Verletzte seien in den Berliner Kliniken aufgenommen worden. Davon 18 lebensgefährlich verletzte Menschen, von denen drei mittlerweile verstorben seien. 14 Schwer- und 17 Leichtverletzte habe es darüber hinaus gegeben.
Nach Worten Gräflings hat auch die Verteilung der Patienten an die Berliner Kliniken gut funktioniert. „Wir haben in Berlin eine relativ hohe Krankenhausdichte. Alle schwer Verletzten konnten so auf die Krankenhäuser gezielt verteilt werden, dass sie alle Individualmedizin genießen konnten und keiner zurückgestellt werden musste“, erklärte er. Der Feuerwehrchef führte aus, die Kliniken seien darauf vorbereitet gewesen. Zu dem Konzept gehöre es, dass die Krankenhäuser – sobald sich der Notfall abzeichne – vorab informiert würden. Diese würden dann ihre internen Ressourcen in der Notaufnahme, in den Schockräumen und in der Diagnostik hochfahren, um dem erhöhten Anfall von Verletzten gerecht zu werden. Das Konzept habe sich bewährt, sagte Gräfling.
Er wies zudem auf eine extrem hohe Hilfsbereitschaft der Bürger vor Ort hin. „Wir haben auch Unterstützung gefunden von Ärzten, die zufällig vorbeigekommen sind, oder sich bereit erklärt haben, unsere Notärzte, die vor Ort waren, zusätzlich zu unterstützen“, erläuterte er. Das System habe insgesamt „funktioniert“, resümierte er.
Aus der Berliner Charité hieß es am Nachmittag, es würden derzeit noch sechs Menschen mit schweren Verletzungen auf den Intensivstationen der drei Charité-Kliniken betreut, zwei weitere seien zwischenzeitlich verstorben. Darüber hinaus befänden sich zwei Patienten mit mittelschweren Verletzungen und drei mit leichten Verletzungen weiterhin in Behandlung. An allen drei Standorten der Klinik sei gestern Abend Katastrophenalarm ausgelöst worden. Die Charité habe insgesamt 13 Patienten aufgenommen, hieß es. Für Opfer und Angehörige sei eine psychologische Betreuung eingerichtet worden.
Der Anschlag hat auch dazu geführt, dass die Ehrenamtlichen der Ökumenischen Telefonseelsorge in Mecklenburg-Vorpommern mehr zu tun haben. Wie die Beauftragte der Träger, Ute Krause, heute in Schwerin sagte, bildeten Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Brandenburg eine Organisationseinheit. Anrufende aus den drei Ländern würden an einen Gesprächspartner aus einem der drei Länder vermittelt. Nach dem Anschlag sei der Gesprächsbedarf deutlich gestiegen, sodass eine zusätzliche zweite Leitung geschaltet worden sei, sagte Krause.
Am gestrigen Montagabend war ein Lkw vorsätzlich in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt rund um die Berliner Gedächtniskirche gesteuert worden. Die Sicherheitsbehörden gehen von einem Attentat aus. „Wir haben keinen Zweifel mehr, dass es sich bei dem schrecklichen Ereignis gestern Abend um einen Anschlag gehandelt hat“, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU). „Wir müssen nach jetzigem Stand von einem terroristischen Anschlag ausgehen“, betonte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Die Generalbundesanwaltschaft habe die Ermittlungen übernommen, teilte Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) bereits gestern am Abend über Twitter mit.
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