Politik

Wartezeiten würden sich bei Bürgerversicherung kaum verkürzen

  • Montag, 11. Dezember 2017

Berlin – Die Wartezeiten auf einen ambulanten Arzttermin unterscheiden sich je nach ärztlicher Fachrichtung, Praxismanagement, Region sowie zwischen Stammpatienten und neuen Patienten. Das geht aus einer Analyse des wissenschaftlichen Instituts der privaten Krankenversicherung (WIP) hervor. Anhaltspunkte dafür, dass es bei akutem Behandlungsbedarf Unterschiede zwischen gesetzlich und privat Versicherten gibt, sieht das Institut nicht. Bei einer Versicherung für alle würden sich die Wartezeiten kaum verkürzen.

„Wartezeiten auf ambulante Arzttermine sind ein wiederkehrendes Thema in der gesundheitspolitischen Debatte sowie in den Medien“, erklärte die Autorin Verena Finkenstädt. Allerdings blieben oftmals wesentliche Aspekte unberücksichtigt, die für eine umfassende Darstellung der Problematik unabdingbar seien. So sei zwar im Allgemeinen von einer höheren Vergütung im System der privaten Kranken­ver­sicherung (PKV) im Vergleich zum System der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) auszugehen, was für Arztpraxen einen Anreiz bieten könnte, Privatpatienten schneller einen Termin zu geben.

Mehr Mittel, größeres Angebot für alle

Zu berücksichtigen sei aber auch, dass die niedergelassenen Ärzte durch die Behandlung von Privatversicherten einen Mehrumsatz von 6,06 Milliarden Euro pro Jahr erzielten, das entspreche rund 50.200 Euro je Arzt. Diese finanziellen Mittel ermöglichten Investitionen in die medizinische Infrastruktur und die Einstellung von medizinischem Fachpersonal. De facto erhöhe sich damit wiederum das Niveau auf der Angebotsseite.

Außerdem würden die Terminvergabe und die Wartezeit in der Praxis aufgrund des ärztlichen Berufsethos von der Art der Erkrankungen und der damit verbundenen Dringlichkeit bestimmt. „Unterschiede in den Wartezeiten zwischen PKV- und GKV-Versicherten können damit nur bei Behandlungen auftreten, bei denen vom Arzt keine Dringlichkeit gesehen wird“, heißt es in dem Diskussionspapier des WIP.

Darin rechnet die Autorin auch vor, inwieweit sich die Wartezeit für GKV-Versicherte verkürzen würde, wenn es keine PKV-Versicherten gäbe. Wären die 8,77 Millionen PKV-Versicherten ebenfalls in der GKV versichert, würde sich die Wartezeit auf einen Hausarzt­termin laut WIP rechnerisch um 0,1 Tag und auf einen Facharzttermin um 0,98 Tage verkürzen.

Weil dem Gesundheitssystem zugleich jedoch ohne die PKV mehr als zwölf Milliarden Euro pro Jahr entzogen würden, würden die Ärzte darauf mit einem geringeren Angebot reagieren, befindet das WIP. Die Folge: Die Wartezeiten auf einen Arzttermin würden sich tatsächlich für alle Versicherten verlängern.

hil

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