Lauterbach erteilt Abschaffung der doppelten Facharztschiene eine Absage

Mainz – Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will kurzfristig keinen Vorschlag zur Abschaffung der doppelten Facharztschiene machen. Das betonte der Minister auf Nachfrage des Deutschen Ärzteblattes im Rahmen des 128. Deutschen Ärztetages in Mainz.
„Wir brauchen keinen ideologischen Streit um die doppelte Facharztschiene“, sagte Lauterbach. Das neue Gutachten der Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung sei, wichtig, aber derzeit werde an vielen Reformen gearbeitet. Dabei gehe es nun zunächst einmal darum, Fachärzte, Hausärzte und Krankenhäuser mehr zu vernetzen und sektorenübergreifend zu arbeiten.
Die Abschaffung der doppelten Facharztschiene, also der bestehenden Struktur mit niedergelassenen Fachärzten sowie im Krankenhaus tätigen Fachärzten, hatte die Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung in der vergangenen Woche vorgeschlagen.
Die mittlerweile zehnte Stellungnahme der Kommission, die den Titel „Überwindung der Sektorengrenzen des deutschen Gesundheitssystems“ trägt, hatte deren Leiter Tom Bschor an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in Berlin übergeben.
„Der Reformbedarf ist so drängend geworden, dass wir nicht mehr um eine Generalüberholung des deutschen Gesundheitswesens herumkommen“, hatte Bschor gesagt. Wenn man wirklich die Sektorentrennung überwinden wolle, müsse man den ambulanten und den stationären Bereich gemeinsam planen.
Zu den mittel- und langfristigen Maßnahmen zählen in dem Gutachten der Aufbau regionaler Gremien unter Landesvorsitz, die die ambulante und stationäre Versorgung gemeinsam planen, und der Aufbau eines Primärarztsystems bestehend aus Allgemeinmedizinern, Internisten, Pädiatern, Gynäkologen und Psychiatern, die die Gesundheitsversorgung steuern und die „doppelte Facharztschiene“ abbauen sollen.
Neben der Absage, die doppelte Facharztschiene abbauen zu wollen, wies Lauterbach heute auf die Bedeutung der Hausärzte für die Patientensteuerung hin. „Wir müssen die Hausärzte aufwerten“, sagte der Minister dem Deutschen Ärzteblatt. Bei den Hausärzten arbeite man demnächst mit Jahrespauschalen. „Wir entbudgetieren, wir werden die elektronische Patientenakte ins Laufen bringen.“
Wenn das alles funktioniere, dann sei „die Steuerung sehr viel leichter“. Auch die elektronische Patientenakte wird aus Sicht des Ministers einen „enormen Beitrag zur Steuerung“ machen. Diese sei ein wichtiger Steuerungsbaukasten, weil Patienten ihre Befunde immer bei sich hätten.
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