Ärztekammer gegen Abschaffung der „doppelten Facharztschiene“

Münster – Die Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) wendet sich gegen Vorschläge, die sogenannte doppelte Facharztschiene in Deutschland abzubauen.
„Die Umsetzung solcher Ideen würde die flächendeckende Patientenversorgung gerade in ländlichen Regionen regelrecht austrocknen. Die Krankenhäuser wären gar nicht in der Lage, ein solches zusätzliches Arbeitsvolumen zu bewältigen und die fachärztliche Versorgung sicherzustellen“, kritisierte der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Johannes Albert Gehle, die unlängst vorgelegten Empfehlungen der „Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung“.
Zwar beteuere Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), die ambulante Patientenversorgung durch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte nicht schwächen zu wollen. Mit einer Konzentration fachärztlicher Leistungen an Krankenhäusern würde jedoch genau das passieren.
„Solche Empfehlungen gehen komplett an der Realität der Patientenversorgung vorbei. Ohne die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen gäbe es für viele Menschen gar kein fachärztliches Angebot in Wohnortnähe mehr. Doch eine erreichbare Gesundheitsversorgung ist ein Grundbedürfnis, das die Politik nicht einfach wegplanen kann“, so Gehle.
Hinzu komme, dass das Spektrum der Behandlungen durch Fachärzte des gleichen Gebiets sich am Krankenhaus und in der Praxis oft erheblich unterscheide. Der Kammerpräsident befürchtet, dass Krankenhäuser allein gar nicht in der Lage sind, die ambulanten Leistungen in der Fläche zu erbringen. „Das würde dann erst recht zu einem Versorgungsdefizit führen.“
Vor dem Hintergrund steigender Patientenzahlen und schwindender Ressourcen im Gesundheitswesen sei es sehr sinnvoll, stationäre und ambulante Patientenversorgung gemeinsam zu betrachten und zu entwickeln, betonte Gehle. Er warnt jedoch vor einer staatlich reglementierten Lenkung von Fachärztinnen und -ärzten in den ambulanten oder stationären Versorgungssektor.
„Solche planwirtschaftlichen Elemente führen für Patienten nicht zu einer besseren Versorgung, sondern nur zu noch längeren Wartezeiten.“ Überdies sei das Signal an den ärztlichen Berufsnachwuchs fatal, warnte der Kammerpräsident. „So macht man die Arbeit in der ambulanten Medizin bestimmt nicht attraktiver für Ärztinnen und Ärzte.“
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