Ärzte ohne Grenzen: Remdesivir allen zugänglich machen

Johannesburg/Brüssel – Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat den US-Pharmakonzern Gilead für seinen Handel mit dem mutmaßlichen Coronamedikament Remdesivir kritisiert. In der weltweiten Pandemie sollte ein Wirkstoff gegen das Virus gleichermaßen für alle Länder nach deren Bedarf und nicht nach deren Kaufkraft zugänglich sein, erklärte die Organisation.
„Beschäftigte im Gesundheitswesen und die am meisten gefährdeten Menschen sollten weltweit die höchste Priorität haben.“ Am vergangenen Freitag erteilte die EU-Kommission dem Wirkstoff unter Auflagen die Zulassung für den europäischen Markt.
Auslöser für die Kritik ist den Angaben nach ein Geheimabkommen des Pharmaunternehmens, das anderen Konzernen gestatte, Präparate des Wirkstoffs herzustellen, allerdings nur in wenigen ausgewählten Staaten.
Diese Liste lasse aber rund die Hälfte der Weltbevölkerung außen vor, bemängelte Ärzte ohne Grenzen. Insbesondere Länder in Lateinamerika sowie viele Schwellenländer seien nicht berücksichtigt.
Zudem seien die Vorräte des Medikaments für die kommenden drei Wochen schon an die USA verkauft, hieß es. Damit gebe es für die Länder, die keine Lizenz zur Herstellung des Wirkstoffs hätten, auch keine Möglichkeit, an diesen heranzukommen.
Am vergangenen Freitag gab die EU-Kommission in Brüssel bekannt, dem Wirkstoff Remdesivir als erstem Mittel zur Therapie von COVID-19 die Zulassung für den europäischen Markt zu erteilen. Es gehe darum, „einen ungedeckten medizinischen Bedarf“ im Zusammenhang mit der Pandemie zu decken.
Dies sei „ein wichtiger Fortschritt im Kampf gegen das Virus“, erklärte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. Die Zulassung im Schnellverfahren erfolgte weniger als einen Monat nach dem Antrag.
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