Politik

Remdesivir: Spahn fordert Lieferfähigkeit von Hersteller

  • Donnerstag, 2. Juli 2020
/Giovanni Cancemi, stock.adobe.com
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Berlin – Bundesgesundheitsminister Jens Spahn fordert vom Hersteller des Coronamedi­ka­ments Remdesivir trotz eines Großeinkaufs der USA weiterhin Lieferfähigkeit. Er erwar­te von der Pharmafirma Gilead Sciences, „dass Deutschland und Europa versorgt werden, wenn es um ein solches Medikament geht“, sagte der CDU-Politiker heute im ZDF-„Mor­gen­magazin“.

Den Bedarf für die kommenden Wochen sieht Spahn ohnehin gesichert. Remdesivir sei „auf Lager in einer Zentralapotheke des Bundes und gesichert für die nächsten Wochen". Im Gesundheitsausschuss des Bundestages soll der Minister gestern gesagt haben, der Bund habe Reserven zur Behandlung von „mehreren hundert Patienten“. Genauere Zahlen nannte er nach Angaben von Teilnehmern nicht.

Die US-Regierung hat sich einen Großteil der bis September anvisierten Produktions­men­ge von Remdesivir gesichert. Laut US-Gesundheitsministerium wurde der Kauf von Wirk­stoffdosen für mehr als 500.000 Behandlungen vereinbart. Das entspreche 100 Prozent der geplanten Produktionsmenge für Juli sowie jeweils 90 Prozent für August und Sep­tem­ber. Remdesivir gilt als eines der aussichtsreichsten Medikamente bei schweren Co­ronasymptomen.

Erst vergangene Woche hatte die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) eine Zulassung für das Mittel unter Auflagen in Europa empfohlen. Das Medikament wird vom US-Kon­zern Gilead hergestellt und wurde ursprünglich zur Behandlung von Ebola entwickelt, zeigte aber eine zu geringe Wirkung.

In den USA und auch in Japan ist es bereits für die Behandlung vom Infektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 zugelassen. Eine Entscheidung durch die EU-Kommission wird bis Ende der Woche erwartet. Es ist bislang in keinem Land der Welt uneingeschränkt als Medikament zugelassen.

Nach den USA will sich nun auch die Europäische Union (EU) ausreichende Mengen von Remdesivir sichern. Darüber werde mit Gilead Sciences verhandelt, teilte ein Sprecher der EU-Kommission heute mit. Man verhandele mit dem Hersteller ebenfalls über eine Reser­vierung für eine ausreichende Zahl von Behandlungsdosen des Mittels. Die Verhandlun­gen seien aber in einem frühen Stadium. Über die Menge und die Kosten wollte er nichts sagen.

Der Kölner Infektiologe Gerd Fätkenheuer, der an einer internationalen Studie zur Wirk­sam­keit von Remdesivir gegen Corona beteiligt war, kritisierte die von der Pharmafirma geforderten Preise als „enorm hoch". „Ich würde schon erwarten, dass gesamtgesell­schaft­li­che und ethische Gesichtspunkte bei einem Medikament wie Remdesivir eine Rolle spielen", sagte er dem Kölner Stadt-Anzeiger.

In den USA soll eine Ampulle demnach 390 US-Dollar kosten, das entspricht einer Ge­samtsumme von 2.340 US-Dollar für eine fünftägige Anwendung. Für die USA sei der Preis besonders bedenklich, erklärte Fätkenheuer. Dort könnten nur Menschen behandelt werden, die sich Remdesivir leisten könnten.

dpa/afp/bee

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