Ärzteschaft

Ärzte rechnen mit mehr Hautschäden wegen häufigen Händewaschens

  • Dienstag, 12. Mai 2020
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Osnabrück− Das häufige Händewaschen in der Coronapandemie wird nach Einschätzung von Hautärzten dazu führen, dass mehr Menschen juckende Handekzeme entwickeln. „Sei­fe greift die Hautbarriere an“, sagte der Dermatologe Christoph Skudlik. Der 52-Jäh­rige ist Chefarzt des Instituts iDerm mit Sitz an der Universität Osnabrück und dem BG Klinikum Hamburg.

Abnutzungsekzeme an den Händen seien störend, zudem könnten sich in der vorgeschä­digten Haut mehr Erreger einnisten. Wer ohnehin zu Neurodermitis neige, sollte besser alkoholische Händedesinfektionsmittel benutzen, riet der Mediziner. Zudem sollten Be­troffene bei Hautproblemen zum Facharzt gehen.

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) ist die Händedesinfektion mit wirksam getesteten alkoholischen Präparaten im Gesundheitswesen und in der Pflege „das Mittel der Wahl“. Außerhalb dieser Bereiche biete die Händedesinfektion in Situationen, wo die Hände auch gewaschen werden können, keinen Vorteil in Bezug auf die Inaktivierung von SARS-CoV-2, schrieb das RKI. In diesem Fall sollten pH-neutrale Waschmittel mit mög­lichst wenigen Zusatzstoffen benutzt werden, riet Dermatologe Skudlik.

Beim Benutzen alkoholischer Desinfektionsmittel könne die Haut zwar brennen, sagte Skudlik, der auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Berufs- und Umwelt­derma­tologie (ABD) ist. „Das ist aber kein Zeichen einer Schädlichkeit des Alkohols, sondern tritt nur auf, wenn die Haut bereits gereizt oder vorgeschädigt ist.“

Die alkoholische Desinfektion sei wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge deutlich weniger hautbelastend als das Händewaschen. Nach jedem Waschen oder Desinfizieren sollten die Hände gründlich eingecremt werden, betonte der Hautarzt.

Nach seinen Angaben hat jeder dritte Beschäftigte in Pflegeberufen einmal im Jahr mit einem Handekzem zu tun. In der Allgemeinbevölkerung sei es aufs Jahr gerechnet jeder Zehnte. Die juckenden Rötungen und Risse können Infektionen und Allergien nach sich ziehen und bis zur Arbeitsunfähigkeit führen.

Auch das häufige und längere Tragen von Gummihandschuhen kann Hautprobleme zur Folge haben. In der Coronapandemie sind nicht nur Gesundheits- und Pflegeberufe, son­dern zunehmend auch Friseure, Köche, Beschäftigte im Einzelhandel oder Paketboten be­troffen.

Nach einer Veröffentlichung von Dermatologen aus Wuhan in China haben 75 Prozent der Gesundheitsbeschäftigten, die COVID-19-Patienten betreuten, Hautveränderungen an den Händen entwickelt.

dpa

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