Ärzteschaft

Ärzte- und Apothekerverbände in Niedersachsen warnen vor Versorgungsengpässen

  • Mittwoch, 20. Dezember 2023
/Monika Wisniewska, stock.adobe.com
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Hannover – Einen Forderungskatalog an die Politik hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Niedersachsen gestern zusammen mit der Kassenzahnärztliche Vereinigung und dem Landesapothekerverband vorgestellt.

„Wir fordern erneut ein sofortiges Umdenken der Politik. Anderenfalls ist die Zukunft der ärztlichen Versorgung der Patientinnen und Patienten ernsthaft in Gefahr“, warnte der KV-Vorstandsvorsitzende Mark Barjenbruch. Schon jetzt gebe es in ländlichen Regionen zuwenig Ärztinnen und Ärzte. „Die gesetzlich vorgegebene Bedarfsplanung wird den Bedürfnissen in der Bevölkerung nicht mehr gerecht. Lange Wartezeiten auf Termine und längere Anfahrtswege für die Patientinnen und Patienten sind die Folge“, sagte er.

Die Verbände fordern von der Politik zunächst „eine tragfähige Finanzierung, die auch in der niedersächsischen Gesundheitsversorgung insbesondere Inflation und Kostensteigerungen unmittelbar berücksichtigt“.

Wichtig sei außerdem, Aus- und Weiterbildung zu stärken. „Diese muss – um medizinisch, technisch und pharmazeutisch auf dem aktuellen Stand zu sein – schwerpunktmäßig dort stattfinden, wo Fachkräfte gebraucht werden“, so die Verbände. Außerdem müsse die Politik rasch Bürokratie abbauen, damit wieder die Versorgung der Patientinnen und Patienten im Vordergrund stehe.

„Sorgen Sie für Gesetze, die langfristig die Lieferengpässe von Medikamenten verhindern“, lautet die vierte Forderung. Außerdem wenden sich die Verbände der Digitalisierung zu: „Sorgen Sie für nutzerfreundliche und funktionstüchtige Technik sowie die entsprechende Finanzierung, und belassen Sie die Datenhoheit in der Patientenversorgung in den Händen von Zahnärztinnen und Zahnärzten, Ärztinnen und Ärzten und Apothekerinnen und Apothekern“, lautet die entsprechende Forderung.

„Dramatisch ist, dass knapp 40 Prozent der Medizinischen Fachangestellten über den Ausstieg aus dem Beruf nachdenken. Die ambulante Versorgung wird von der Politik nicht wahrgenommen, weil sie immer funktioniert hat“, sagte Barjenbruch. Aber jetzt habe sich die Situation geändert: Der Fachkräftemangel sei deutlich spürbar, die Belastung der Beschäftigten und die chronische Unterfinanzierung des Sektors hätten ihre Grenzen erreicht. „Die Stimmung in den Praxen ist noch nie so angespannt gewesen“, betonte der KV-Vorsitzende.

Auch Jürgen Hadenfeldt, Vorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Niedersachsen, sieht die Versorgung gefährdet. „In Niedersachsen scheiden jährlich bis zu 100 Zahnärztinnen und Zahnärzte aus, nur knapp die Hälfte findet Nachfolgerinnen oder Nachfolger“, erläuterte er.

Kostendruck und zuviel Bürokratie belasten die Apotheken in Niedersachsen laut ihrem Landesverband. „Wenn die Politik jetzt nicht tätig wird, wird der Rückgang der Apotheken sich weiter beschleunigen“, warnte dessen Vorstandsvorsitzender Berend Groeneveld.

hil

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