Apotheken beklagen anhaltende Lieferengpässe

Hannover – Das Problem der Lieferengpässe bei Arzneimitteln hat sich nach Auskunft der Apothekerkammer Niedersachsen deutlich verschärft. Nicht lieferbar seien zum Beispiel verschiedene blutdrucksenkende Mittel, Antidepressiva für Jugendliche oder bestimmte Asthmamittel, sagte Vorstandsmitglied Gabriele Röscheisen-Pfeifer der Deutschen Presse-Agentur.
„Wir haben Hustensäfte und sogar Insuline, die nicht lieferbar sind. Zu dem Portfolio kommen jeden Tag neue Mittel hinzu“, berichtete die Apothekerin aus Oldenburg. Patientinnen und Patienten rät die Kammer, sich eine Stammapotheke zu suchen, denn diese könne viel möglich machen – etwa in Absprache mit dem verschreibenden Arzt alternative Mittel besorgen oder zum Beispiel Fiebersäfte oder Zäpfchen für Kinder selbst herstellen.
Von der Bundesregierung fühlen sich die Apothekerinnen und Apotheker im Stich gelassen. Ihnen werde immer mehr Bürokratie aufgebürdet, kritisieren sie. Die Lieferschwierigkeiten führten zu Mehrarbeit, die weder wertgeschätzt noch honoriert werde, sagte Röscheisen-Pfeifer.
Besorgniserregend seien auch Engpässe bei Betäubungsmitteln, die in der Palliativmedizin eingesetzt werden – also bei der Linderung der Schmerzen sterbender Menschen.
Die Lieferengpässe und Versorgungsschwierigkeiten sind ein bundesweites Problem. Die Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, Cathrin Burs, forderte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu einem „konstruktiven Dialog“ mit den Apothekern auf, um die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung zu verbessern.
Hauptursache für die Lieferschwierigkeiten sind Burs zufolge Fehlentwicklungen in der Vergangenheit. So sei die Wirkstoffproduktion für den Weltmarkt aus Kostengründen in wenige Betriebe in Fernost verlegt worden.
Ein im Ausland produziertes Schilddrüsenmedikament zum Beispiel sei laut Ankündigung bis zum Jahr 2028 nicht lieferbar. Wirkstoffe und Arzneimittel müssten wieder verstärkt in der Europäischen Union produziert werden, forderte Burs.
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