Ausland

Ärzte und WHO-Mitarbeiterin im Gazastreifen umgekommen

  • Mittwoch, 22. November 2023

Genf – Zwei Ärzte der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen und eine Mitarbeiterin der Weltgesundheitsorga­nisa­tion (WHO) sind bei einem Angriff auf ein Krankenhaus und Kämpfen im Gazastreifen ums Leben ge­kommen.

Ahmad Al-Sahar und Mahmud Abu Nudschaila seien zusammen mit einem Kollegen, Siad Al-Tatari, in der Al-Auda-Klinik getötet worden, berichtete Ärzte ohne Grenzen in Genf. Die Klinik sei eine der letzten, die im nördlichen Teil des Gazastreifens noch funktioniere. Ein Geschoss habe den dritten und vierten Stock ge­troffen. Anderes Personal sei teils schwer verletzt worden.

Israel fordert die Bewohner des nördlichen Teils seit Wochen auf, in den Süden zu ziehen. Personal in den Krankenhäusern will die Patienten, die zu krank sind, aber nicht im Stich lassen. In dem Krankenhaus befinden sich nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen mehr als 200 Patienten. Ärzte ohne Grenzen hat den Angriff scharf verurteilt.

WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus schrieb bei X (ehemals Twitter), das Haus der Eltern der WHO-Mit­arbeiterin im südlichen Teil des Küstenstreifens sei bombardiert worden, nachdem die 29-Jährige dorthin aus der nördlichen Stadt Gaza geflohen war. „Mir fehlen die Worte, um unsere Trauer zu beschreiben“, schrieb Te­dros. Es scheint das erste Todesopfer in den Reihen der WHO seit Kriegsbeginn zu sein, explizit sagte Tedros dies aber nicht.

Seit Beginn des Gazakriegs beklagen die Vereinten Nationen die meisten Todesopfer innerhalb ihrer Orga­nisation beim Palästinenserhilfswerk UNRWA. 108 von deren Mitarbeitern wurden bisher getötet. Zudem seien 67 UN-Einrichtungen bei Kämpfen getroffen worden, 17 davon bei direkten Angriffen, sagte UNRWA-General­kommissar Philippe Lazzarini zuletzt.

Lazzarini sagte: „Wir können Menschen nicht einmal mehr unter der Flagge der Ver­einten Nationen beschüt­zen.“ In der Nacht stimmte Israels Regierung einer mindestens viertägigen Feuer­pause im Gegenzug für die Freilassung Dutzender israelischer Geiseln zu.

Die baden-württembergische Ärzteschaft blickte heute mit großer Sorge auf die aktuellen Krisen- und Kriegs­gebiete in der Ukraine sowie Israel und dem Gazastreifen. „Neben dem Leid von Kriegsopfern sind auch die dort tätigen Ärztinnen und Ärzte, das medizinische Personal in der Versorgung von Kriegsopfern, Patientinnen und Patienten sowie Zivilisten enormen Belastungen ausgesetzt“, sagte der Präsident der Landesärztekammer Wolfgang Miller.

Die Landesärztekammer Baden-Württemberg sei sowohl über den terroristischen Angriff der Hamas auf un­schuldige Menschen in Israel wie auch über das Leid der palästinensischen sowie der ukrainischen Zivilbe­völkerungen in den aktuell bestehenden kriegerischen Auseinandersetzungen erschüttert. Die Südwest-Ärzteschaft fordert mit Nachdruck einen sofortigen Waffenstillstand in allen Kriegsgebieten.

Der Menschenrechtsbeauftragte der Landesärztekammer, Robin Maitra, ergänzt: „Nach den Erfahrungen des Nationalsozialismus und der besonderen Schuld, die auch die deutsche Ärzteschaft auf sich geladen hat, mahnen wir als Landesärztekammer zur Einhaltung der Menschenrechte und wenden uns ganz entschieden gegen jede Form von Rassismus, Diskriminierung, Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit.“

dpa/afp/kna

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