Ärztekammer unterstützt NRW-Initiative für die „Widerspruchslösung“

Münster – Neue Vorstöße, die sogenannte Widerspruchslösung bei der Organspende zu etablieren, werden von der Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) ausdrücklich begrüßt. Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte unlängst angekündigt, im November eine entsprechende Initiative in den Bundesrat einzubringen.
„Das bisherige System der ,Entscheidungslösung‘ hat trotz vieler Nachbesserungen bisher nicht zu einer Verbesserung der Situation geführt“, erklärten heute Johannes Albert Gehle, Präsident der ÄKWL, und ÄKWL-Ehrenpräsident Theodor Windhorst.
Im Interesse von über 8.000 schwerstkranken Menschen, die in Deutschland dringend auf ein Spenderorgan warten, müsse die Zahl der Organspender steigen, betont die ÄKWL. Bislang könnten Organspenden oft nicht realisiert werden, weil keine Willensäußerung des möglichen Spenders vorliegt oder Angehörige eine Spende ablehnten, da der Willen des möglichen Spenders nicht bekannt sei.
Bei der Widerspruchslösung würde hingegen jeder als möglicher Organspender gelten, der sich zuvor nicht aktiv gegen eine Spende ausgesprochen hat. „Es ist nicht zu kritisieren, wenn sich jemand entscheidet, dass er seine Organe nicht spenden möchte“, so Gehle. „Aber es ist nötig und auch zumutbar, dass sich jeder Mensch zumindest einmal im Leben mit dieser wichtigen Frage auseinandersetzt und seinen Willen auch dokumentiert.“
Von der Widerspruchslösung, so der Ärztekammerpräsident weiter, profitierten im Falle eines Falles auch die Angehörigen des möglichen Spenders: Ihnen werde in ohnehin hoch belastender Situation nicht auch noch eine Entscheidung über eine Organspende abverlangt.
„Es ist den Patientinnen und Patienten auf der Warteliste nicht zu vermitteln, dass dennoch nur so wenige Organspenden realisiert werden können, weil es an rechtzeitigen Entscheidungen fehlt“, erklärte Windhorst, der auch Transplantationsbeauftragter der ÄKWL ist.
Wie die ÄKWL betont, habe die Deutsche Stiftung Organtransplantation von Januar bis September dieses Jahres in NRW nur 114 Organspender gezählt – 13 weniger als noch im Vorjahreszeitraum. Deutschland sei das bevölkerungsreichste Land in der Europäischen Union und dennoch seit vielen Jahren dringend angewiesen auf Importe von Organen, die in Ländern mit Widerspruchslösung gespendet werden.
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