Kammer Hessen fordert mehr Aufklärung bei der Organspende

Frankfurt am Main – Das Thema Organspende gibt Anlass zur Sorge. Mit 104 postmortalen Organspenden lagen die Spenderzahlen in der Region Mitte, zu der auch Hessen gehört, im Jahr 2022 deutlich hinter jenen von 2021. Auf Einladung der Landesärztekammer Hessen diskutierten Experten deshalb auf der Jahrestagung der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), wie sich dieser Negativtrend aufhalten lässt.
Die Ursache für den Rückgang der Organspendezahlen liegt nach Einschätzung von Ana Paula Barreiros, Geschäftsführender Ärztin der DSO Mitte, vor allem in der niedrigen Zustimmungsquote. So seien im vergangenen Jahr bei 14 potenziellen Spendern keine Angehörigen mehr zu identifizieren gewesen: „Aufgrund der Zustimmungslösung konnte niemand gefragt werden.“
Ein weiteres Problem: Wenn Angehörige für die Verstorben über die Möglichkeit einer Organspende entscheiden sollen, fällt ihr Votum meist negativ aus. Dabei bewertet nach Aussage des Medizinischen DSO-Vorstands Axel Rahmel der Großteil der Bevölkerung die Organspende positiv.
Umfragen zufolge besäßen fast die Hälfte der Befragten einen Organspendeausweis, so Rahmel. Der Haken dabei: Nur bei rund 15 Prozent der Fälle liege eine erklärte Bereitschaft zur Organspende schriftlich vor. „Man hat es also nicht mit Ablehnung, sondern mit fehlender Zustimmung zu tun“, so der DSO-Vorstand.
Zudem spielt den Experten zufolge bei der Einstellung zur Organspende auch die Kulturfrage eine wichtige Rolle. Zwar lägen in Deutschland alle Rahmenbedingungen für die Organspende, einschließlich einer hohen Qualifikation der Transplantationsbeauftragten vor.
„Doch solange es keine entsprechende Kultur gibt, wird sich die aktuelle Situation nicht ändern“, so das Expertenvotum. Umso wichtiger sei es, das Vertrauen der Menschen in die Organspende und die transplantierenden Ärzte zu stärken.
„Organspende ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die nur funktionieren kann, wenn alle Hand in Hand zusammenarbeiteten: Bevölkerung, Politik, beteiligte Organisationen, Ärzte, Ärztinnen und Pflegekräfte“, resümierte Kammerpräsident Edgar Pinkowski.
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