Ärzteschaft bekundet Solidarität mit Israelischem Ärzteverband

Berlin – Die Deutsche Ärzteschaft hat ihre Solidarität mit allen von den Terrorangriffen der Hamas betroffenen Menschen in Israel ausgesprochen. Das hat der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Klaus Reinhardt, heute betont.
In einem Brief an Zion Hagay, den Präsidenten des Israelischen Ärzteverbandes, verurteilte er den Angriff als einen „unbeschreiblichen und tragischen Ausbruch von Gewalt“, der die Welt schockiert habe. Die deutsche Ärzteschaft stehe in Solidarität zu den israelischen Kollegen, und das nicht nur „in diesen dunklen Zeiten“.
„Im Bewusstsein der unverzichtbaren Rolle, die der Israelische Ärzteverband für die Sicherheit der Ärztinnen und Ärzte und der von ihnen betreuten Patientinnen und Patienten spielt, wünsche ich Ihnen, Ihren Kolleginnen und Kollegen und Ihren Familien viel Kraft bei der Bewältigung der persönlichen und beruflichen Herausforderungen und Risiken, die Ihnen auferlegt wurden“, so Reinhardt weiter.
Die Bundesärztekammer steht seit vielen Jahren im engen Austausch mit dem Israelischen Ärzteverband. Die Vorstände beider Organisationen kommen regelmäßig zu gemeinsamen Konsultationen zusammen, zuletzt im Jahr 2022 in Dresden. Ein für kommende Woche geplantes Treffen der Vorstände in Tel Aviv musste aufgrund der aktuellen Ereignisse in Israel abgesagt werden.
Hilfesignale kamen heute vom Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH). „Wir stehen zur Unterstützung unserer israelischen Partnerklinik, des Tel Aviv Sourasky Medical Centers/Ichilov, bereit“, sagte Jens Scholz, CEO des UKSH. Aktuell versorgten die israelischen Kollegen in Tel Aviv 135 Patienten infolge des terroristischen Angriffs in teils kritischem Zustand.
Eingerichtet worden seien unterirdische Stationen mit 800 Betten, um den Schutz der Verletzten zu gewährleisten. Mit mehr als 1.000 Blutspenden aus der Zivilbevölkerung habe man die Bestände sichern können. Scholz wies darauf hin, dass 200 Ärztinnen und Ärzte zum Militärdienst einberufen worden seien. Ein Informationszentrum mit einem psychologischen Notfallteam informiert Angehörige rund um die Uhr.
Von der Deutschen Hochschulmedizin hieß es, die Nachrichten und Bilder aus Israel seien schockierend und bewegten zutiefst. „Der barbarische Überfall der Terroristen der Hamas mit Mord, Folter und Entführungen von Kindern, Frauen und Männern ist menschenverachtend. Die Deutschen Universitätsklinika und die Medizinischen Fakultäten verurteilen diesen terroristischen Angriff aufs Schärfste“, hieß es.
Mit Erschütterung und Mitgefühl stehe man an der Seite unserer israelischen Kolleginnen und Kollegen in den medizinischen Fakultäten und Krankenhäusern des Landes. „Wir stehen jederzeit zur Unterstützung bereit, wenn dies notwendig werden sollte“, teilte die Deutsche Hochschulmedizin mit.
Sie wies darauf hin, dass medizinisch ausgebildetes Personal aus Deutschland sich auf einer Liste des israelischen Gesundheitsministeriums registrieren könne, um im Bedarfsfall Hilfe zu leisten.
Terrorakt Thema im Bundestag
Der Terrorakt der Hamas war heute auch Thema im Bundestag. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sicherte Israel die volle Unterstützung Deutschlands zu. „In diesem Moment gibt es für Deutschland nur einen Platz: Den Platz an der Seite Israels“, sagte Scholz. Er nannte das Schweigen von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zu dem Angriff „beschämend“. „Wir verdammen die Gewalt der Terroristen in aller Schärfe“, sagte Scholz.
Israel habe „das völkerrechtlich verbriefte Recht, sich und seine Bürgerinnen und Bürger gegen diesen barbarischen Angriff zu verteidigen“. Israels Sicherheit sei „deutsche Staatsräson“. Deutschland werde Unterstützungsbitten Israels „unverzüglich prüfen und auch gewähren“, sagte Scholz. Er nannte dabei die Versorgung Verwundeter, auf Rüstungsgüter ging Scholz nicht ein.
Für den Kampf gegen die radikalislamische Hamas hat Israel Deutschland inzwischen um Munition für Schiffe gebeten, wie Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) bei der Nato-Herbsttagung in Brüssel sagte. Zwei Kampfdrohnen vom Typ Heron TP hatte die Bundesregierung Israel bereits am Vorabend zugesagt.
Die Hamas hatte am vergangenen Samstag vom Gazastreifen aus tausende Raketen auf Israel abgefeuert, gleichzeitig waren hunderte Kämpfer in den Süden Israels eingedrungen. Mehr als 1.200 Menschen wurden in Israel getötet, bei Gegenangriffen Israels starben nach palästinensischen Angaben im Gazastreifen über 1.350 Menschen.
Schon gestern hatte der Bundestag zum Auftakt seiner Plenarsitzung mit einer Schweigeminute der Opfer in Israel gedacht. Die Abgeordneten bedachten Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, der auch heute anwesend war, mit langem Applaus.
Das Parlament stimmte am Ende der Debatte einstimmig für einen Entschließungsantrag, der fordert, Israel „volle Solidarität und jedwede Unterstützung zu gewähren“. Er war von den Koalitionsfraktionen SPD, Grüne und FDP sowie CDU/CSU eingebracht worden.
CDU-Parteichef Friedrich Merz forderte in der Debatte ein entschiedenes Vorgehen gegen Antisemitismus. Er nannte ähnlich wie Scholz Bilder von Jubelfeiern zu dem Angriff auf Israel „unerträglich“. Hier müssten Demonstrationsverbote konsequent durchgesetzt werden. Scholz kündigte in seiner Rede ein Betätigungsverbot für die Hamas an und ein Verbot des Vereins Samidoun, dessen Mitglieder den Hamas-Angriff gefeiert hatten.
„Wer zu uns nach Deutschland kommt, um gegen Israel zu hetzen, ist in unserem Land nicht willkommen“, sagte der Chef der FDP-Fraktion, Christian Dürr. Er verlangte auch eine klare Distanzierung der islamischen Verbände in Deutschland von dem Angriff auf Israel.
Der Kanzler warf dem Iran eine Mitverantwortung für den Hamas-Angriff vor. „Wir haben bisher zwar keine handfesten Belege dafür, dass Iran diesen feigen Angriff der Hamas konkret und operativ unterstützt hat“, sagte Scholz. Aber „ohne iranische Unterstützung über die letzten Jahre wäre die Hamas zu diesen präzedenzlosen Angriffen auf israelisches Territorium nicht fähig gewesen“.
Gegenüber dem Iran brauche es Härte, sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katharina Dröge. Gespräche mit Israels Nachbarstaaten und auch Saudi-Arabien müssten aber fortgesetzt werden. Es brauche „alle Facetten der Diplomatie“, um einen Flächenbrand in der Region zu verhindern.
Scholz kritisierte auch das Verhalten der palästinensischen Autonomiebehörde im Westjordanland nach dem Angriff. „Wo bleibt die klare Verurteilung der terroristischen Gewalt durch die Autonomiebehörde und durch ihren Präsidenten, Mahmud Abbas?“, sagte Scholz. „Ich sage: Ihr Schweigen ist beschämend.“
Der Hamas-Angriff werde „Konsequenzen auch für unsere Zusammenarbeit mit den Palästinensern“ haben, sagte Scholz. Er bekräftigte die Linie, die gesamte deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit den palästinensischen Gebieten auf den Prüfstand zu stellen.
Der AfD-Politiker Alexander Gauland verlangte, alle Hilfen an die Palästinenser einzustellen, auch die humanitäre Hilfe für Nahrungsmittel- und Gesundheitsversorgung. Die Grünen-Politikerin Dröge lehnte dies ab. Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch, sagte, die Mehrheit der Bevölkerung im Gazastreifen bestehe aus Älteren und Kindern. „Es ist auch unsere Verantwortung, dass Zivilisten geschützt werden.“
Bereits gestern hatten eine Reihe von Krankenhäusern in Israel auf Anweisung des Gesundheitsministeriums Konsequenzen gezogen und die Behandlung von Patienten in Teilen in den Untergrund verlegt. Bekannt wurde nun, dass der Angriffskrieg der Hamas nun auch die Arbeit des Caritas Baby Hospitals Bethlehem gefährdet.
Bei den israelischen Luftschlägen im Gazastreifen sind bis gestern Abend auch elf Mitarbeiter der Vereinten Nationen ums Leben gekommen. Darunter seien fünf Lehrkräfte an den Schulen des UN-Hilfswerks für Palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) und ein Gynäkologe, teilte UNRWA mit. Einige seien mit ihren Familien in ihren Wohnungen ums Leben gekommen.
Am Morgen hatte die Organisation erst neun Todesfälle unter UN-Mitarbeitern gemeldet. Das Hilfswerk erinnerte daran, dass Zivilisten grundsätzlich in Konflikten geschützt werden müssten. „Wir rufen zu einem Ende der Kämpfe auf, um weitere zivile Opfer zu vermeiden“, teilte das Hilfswerk mit.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: